Optionale Cookies erlauben?

Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutz­erklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.

Kobels Kunstwoche

Mantas Krulis, Stop propoganda; frei via creativesforukraine.com
Mantas Krulis, Stop propoganda; frei via creativesforukraine.com
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 10 2023

Durchwachsene Auktionsergebnisse meldet Scott Reyburn aus London für die New York Times: „Beide Ergebnisse lagen deutlich unter den 298 Mio. $ und 297,2 Mio. $, die Christie's und Sotheby's bei ihren entsprechenden Auktionen im März erzielten. Experten sind besorgt, dass der Markt angesichts des aktuellen geopolitischen Klimas vor allem bei Kunstwerken der Moderne in der Mitte nachgibt. 'Da die Weltwirtschaft nicht gerade in Bestform ist, halten viele Sammler ihre Werke zurück oder verkaufen sie privat', sagt Weiyan Liu, ein Kunstberater aus Shanghai, der zu den auffallend vielen asiatischen Besuchern in den Londoner Verkaufsräumen gehörte, nachdem China sein Reiseverbot wegen des Coronavirus aufgehoben hat. 'Ich glaube, den jungen Künstlern geht es ganz gut', sagte Liu. 'Aber ich bin mir nicht sicher, ob das auch für moderne Kunstwerke gilt, außer für solche mit großartiger Provenienz.'“

Ihre Sicht auf die Marktsituation fasst Anne Reimers in der FAZ zusammen: „Christie’s, Sotheby’s und Phillips erzielten im vorigen Jahr allesamt die höchsten Jahresumsätze ihrer Firmengeschichte, doch das globale wirtschaftliche Klima hat sich merklich abgekühlt. Bei einer internationalen Käuferschaft, die über die Pandemiejahre eher an Vermögen gewonnen hat, sollten sich lokale Rezessionsängste in Großbritannien dagegen kaum auswirken. Es kommt auf die richtigen Einlieferungen an in einem Umfeld, in dem Geschmäcker und Trends sich mittlerweile fast im Zwei-Jahres-Takt ändern und neue Sammler mit tiefen Taschen weniger vorhersehbar agieren. Der Standort London behauptet sich trotz des Brexits und obwohl Auktionen in Paris und China an Profil gewinnen und den lokalen Kundengusto gezielter bedienen.“

Ähnlich zuversichtlich äußert sich Stephanie Dieckvoss im Handelsblatt: „London spricht weiterhin Kunden aus der ganzen Welt an, wobei erstaunliche 60 Prozent der Bieter aus der EMEA Region, also aus Europa, dem mittleren Osten und Afrika stammten. Man sollte insgesamt das Interesse europäischer Sammler und deren Kaufkraft nicht unterschätzen. Das Interesse am Surrealismus, vor allem an den Arbeiten von Frauen und aus Ländern außerhalb Frankreichs, wächst weiterhin. Die erzielten 39 Millionen Pfund für 32 der angebotenen 34 Lose bestätigen es.“

Detailergebnisse der Londoner Auktionen von Sotheby's, Christie's und Phillips hat Angelica Villa bei Artnews zusammengetragen.

Die erste Präsenzauktion in Köln hält Sotheby's mit prominenter Ware für einen guten Zweck ab, berichtet Ursula Scheer in der FAZ: "Aus der Ingvild Goetz Collection in München stammen 49 Werke, die Sotheby’s, auf vier Auktionen verteilt – zwei vor Saalpublikum, zwei online – in Köln und London zum Verkauf bringt; die erste Tranche bei der ersten Live-Auktion moderner und zeitgenössischer Kunst des Unternehmens im Kölner Palais Oppenheim. Mit dem Erlös aus dem Verkauf von Werken aus ihrem Besitz möchte Ingvild Goetz karitative Zwecke unterstützen, insbesondere ein von ihr initiiertes Projekt gegen Altersarmut."

Künstliche Intelligenz sei das prominenteste Thema auf der Art Dubai gewesen, berichtet Aimee Dawson im Art Newspaper, russische Präsenz hingegen eher der Elefant im Raum: „Für das erste Quartal 2023 liegen die Buchungen für Premium-Class-Sitzplätze auf russischen Flügen nach Dubai laut dem Reisedatenunternehmen ForwardKeys bereits um 103 % höher als im gleichen Quartal 2019. Die VAE haben keine Sanktionen gegen Russen verhängt, wie es viele westliche Länder getan haben, so dass es heißt, dass viel sogenanntes schmutziges Geld ins Land kommt. Dieser plötzliche Zustrom von Menschen treibt die Immobilienpreise in die Höhe und ehemals angeschlagene Branchen wie die Unterhaltungsindustrie und das Gastgewerbe ziehen wieder an. Laut [Messedirektorin Benedetta] Ghione hat die Art Dubai keinen nennenswerten Anstieg bestimmter Nationalitäten auf ihrer Einladungs- oder VIP-Liste zu verzeichnen, und die Galeristen hüllten sich überraschenderweise in Schweigen, wenn es um russische Kunden ging. Es bleibt also abzuwarten, wie sich dieses potenzielle neue Publikum auf die Kunstszene in Dubai auswirken wird.“

Die Pink Panther Gang vom Balkan soll hinter dem Diamantenraub auf der letztjährigen Tefaf stecken, fasst Shanti Escalante-De Mattei bei Artnews andere Quellen zusammen.

Einen peinlichen Lapsus erlaubt sich die New York Times in ihrer Berichterstattung zur Tefaf, die sie in ihrer ausführlichen Vorberichterstattung vom 2. März bei Ted Loos schon eine Woche zu früh am vergangenen Samstag beginnen lässt: „Die neueste Ausgabe der TEFAF wird am Samstag eröffnet und läuft bis zum 19. März“.

Künstliche Intelligenz könnte beim Identifizieren von Fälschungen helfen, berichtet Kevin Hanschke in der FAZ vom 4. März: „Das Urteil der KI: Die Gesichter von Maria und des Jesuskindes sind mit einer Wahrscheinlichkeit von 96 Prozent Raffael zuzuordnen, die Figuren des Johannesknaben und der Elisabeth Mitarbeitern seiner Werkstatt. Kunsthistoriker sind sich da weniger sicher. KI-Systeme können aber nicht nur Fälschungen erkennen – sie können auch selbst welche anfertigen. Daran, von KIs produzierte Fakes zu identifizieren, arbeitet das Team von art recognition mit Mitarbeitern der Universitäten von Liverpool und Tilburg. Außerdem soll die Software bei der Prüfung von digital erstellter Kunst eingesetzt werden können.“

Den Aufstieg, Fall und aktuellen Wiederaufstieg von Dasha Zhukova protokolliert Caitlin Moscatello in der New York Times: Die Soziologin und Autorin Elisabeth „Schimpfössl sagte, dass in London eine ähnliche Meinung über die russischen Oligarchen unter den Wohlhabenden verbreitet ist. 'Hochintelligente Leute fragen mich oft: 'Wir haben sie reingelassen', und sie fragen: 'Wie können wir plötzlich eine Kehrtwende machen? Das ist ihnen gegenüber nicht fair.' Sie sagte voraus, dass viele der Oligarchen letztendlich rehabilitiert werden, 'damit sie so schnell wie möglich wieder normale Geschäfte machen können'. Zurück in New York sammelt Frau Zhukova weitere Referenzen in der Kunstwelt. Sie macht geradeeinen Master-Abschluss in Kunstgeschichte an der N.Y.U. Im Dezember, wenige Wochen nach ihrer Ernennung in den neuen Vorstand der Gagosian Gallery, wie sie schon im Jahr zuvor Vorsitzende der Met Acquisition Gala war."

In den letzten Wochen macht eine wegen ihrer Dreistigkeit sprachlos machende Stellenanzeige zuerst in den sozialen, dann in den klassischen Medien die Runde. Ursula Scheer greift sie für die FAZ vom 4. März auf: „Dass die Anzeige keine Parodie, sondern ernst gemeint war, lässt die ganze Verblasenheit von Menschen mit genug Geld erahnen, die sich bedienen lassen wollen wie der Kaiser von China. ist die Jobbeschreibung für die stelle eines persönlichen Assistenten bei den oberen Zehntausend so ungewöhnlich? Wohl eher nein. Warum sie im Kulturbetrieb so irritierend wirkt? Weil Menschen in einem romantischen Winkel ihres Herzens Kunst immer noch mit dem Wahren, Schönen und Guten verbinden.“ Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie lange sich liebgewonnene Gewohnheiten und Ansichten wieder besseres Wissen halten. Bei dem Kunstwelt-Paar soll es sich nach Angaben von Emily Colucci, die den Stein mit ihrem Blog filthy dreams ins Rollen gebracht hatte, übrigens um Tom Sachs und seine Frau Sarah Hoover handeln.

Newsletter

Die neuesten Ausgaben von Zilkens Newsblog und Kobels Kunstwoche direkt per E-Mail erhalten.
Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung