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Kunstwoche

Kobels Kunstwoche

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Art Cologne 2025; Foto Stefan Kobel
Art Cologne 2025; Foto Stefan Kobel
Portraitfoto von Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 46 2025

Aufbruchstimmung beschreibt Georg Imdahl bei seinem Besuch der Art Cologne für die FAZ: „Von einem 'Köln-Effekt' ist mit einem Mal die Rede, der erstaunlicherweise nicht etwa aufs Gemüt drückt, sondern als Stimmungsbooster für die Art Cologne verstanden wissen will. Solche Schubumkehr in Richtung positive Energie hat man in Köln lange nicht erlebt. Entfacht wird diese von allerlei Off-Spaces und neueren Galerien in der Stadt.“

Den Standort ordnet Michael Kohler im Kölner Stadt-Anzeiger vom 7. November ein: „Vielleicht belebt die vor zwei Wochen beendete Art Basel Paris das Geschäft der Kölner Konkurrenz, wie einige Beobachter spekulieren. Vielleicht sind die Sammler die zuletzt in Endlosschleife gesendeten schlechten Nachrichten vom internationalen Kunstmarkt auch einfach leid. Anders als die diversen Art Basels ist die Art Cologne eine Kunstmesse für den armen Reichen – für den zähen Mittelstand unter den Sammlern. Trotzdem ist es für den einstigen Marktführer psychologisch wichtig, dass die Händler auch Millionenwerte nach Köln bringen. Auf Thaddaeus Ropac ist in dieser Hinsicht stets Verlass.“

Julia Stellmann hebt im Tagesspiegel auf die ihrer Ansicht nach mangelnde Internationalität der Messe ab und den regionalen Wettbewerb: „Von den Galeristen hört man allerdings auch, man könne und wolle sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht zwei benachbarte Messen leisten. In Köln fällt besonders auf, dass Düsseldorfer Galerien wie Sies + Höke, Konrad Fischer und seit Neuestem Lucas Hirsch fehlen, die entsprechend im Frühjahr an der Art Düsseldorf teilnehmen werden.“

Kaum ein gutes Haar an der Messe lässt Rüdiger Heinze in der Augsburger Allgemeine (Paywall): „Natürlich wurde auch dieses Jahr im Vorfeld der Art Cologne die Trommel gerührt und gute Stimmung beschworen. Aber wenn es überhaupt noch einen Beleg dafür bräuchte, dass der Kunstmarkt dümpelt, dann ist er jetzt abzulesen bei der noch bis zum Sonntag laufenden Art-Cologne-Ausgabe 2025. Die Anzahl der 165 Messekojen bleibt weiter erheblich ausgedünnt; Galerien, die früher wohl kaum eine Chance gehabt hätten, in Köln einen Auftritt zu erhalten, sind nun zugelassen und reisen aus Osteuropa, Südeuropa und Nahost an; und etliche B- und C-Galerien aus Berlin, Köln, München ersetzen den zögernden Platzhirsch-Kunsthandel. Mit spitzem Stift werden offensichtlich teure Messe-Teilnahmen durchgerechnet. Wären da nicht die Kunstmagazin- und Verlagsstände, dazu die Präsentationen von Sammlungen (Landesbank Baden-Württemberg) und Kunstinstitutionen wie die Kölner Hochschule für Medien, hätte man zudem noch ein wenig strenger auf Qualität geachtet, so hätte 2025 die gesamte Messe in eine Halle statt traditionell deren zwei gepasst.“ Die Wahrnehmung erstaunt etwas, hatte die Veranstaltung auch schon in den Vorjahren kaum mehr Aussteller.

Ich war für das Handelsblatt und Artmagazine in Köln.

Die Art Basel startet eine Plattform für digitale Kunst, ist einer Pressemitteilung zu entnehmen: „Zero 10 steht für ein entschlossenes, langfristiges Engagement zur Unterstützung und Förderung eines sich rasch entwickelnden Bereichs der künstlerischen Produktion und Sammeltätigkeit. Die Plattform wird führende Akteure und Nachwuchstalente – Künstler, Ateliers, Galerien und digitale Innovatoren – mit dem globalen Rahmenwerk der Art Basel für kuratorische Exzellenz und Marktzugang zusammenbringen. Mit 12 internationalen Ausstellern wird die erste Ausgabe von Zero 10 vom 5. bis 7. Dezember 2025 (VIP-Eröffnung vom 3. bis 4. Dezember) auf der Art Basel Miami Beach zu sehen sein, bevor sie 2026 auf ausgewählte internationale Messen, darunter die Art Basel Hong Kong 2026, ausgeweitet wird.“ Für Artnews hat Daniel Cassady die Meldung zusammengefasst.

Klaus Biesenbach tut in Berlin das, was man von ihm erwarten durfte. Der Preis der Neuen Nationalgalerie wurde neu ausgerichtet und stellt sich hinten an im Mainstream, statt wie bisher die Avantgarde zu fördern. Das Presseecho auf den aktuellen Preisträger ist einigermaßen verheerend. Laura Helena Wurth beschreibt in der FAZ die bisherige Praxis: „Bislang war es so, dass vier Künstler für den Preis nominiert wurden, die dann in einer gemeinsamen 'Short List'-Ausstellung ihre Arbeit präsentierten. Dabei wurden überraschende Positionen gezeigt und Verbindungslinien gezogen, die so kuratorisch wohl nie zustande gekommen wären und gerade deswegen so interessant waren. In nur einer Ausstellung bekam man einen Überblick über alles, was gerade dabei war, wichtig zu werden. Und so verstand sich auch der Preis: als ein Instrument, um auf das aufmerksam zu machen, was gerade passiert, Gegenwart also abzubilden und zu formen.“ Beate Scheder schreibt in der taz: „Cattelan wird in Berlin seine Fans haben, aber geht es darum? Nicht nachvollziehbar ist diese Entscheidung, gerade jetzt. In Zeiten von drastischen Kulturkürzungen, die es insbesondere jungen, noch nicht etablierten Künstler:innen immer schwerer macht, Kunst zu produzieren und auszustellen, dem Nachwuchs eine weitere Plattform, noch dazu so eine prominente zu entziehen, sendet ein fatales Signal.“ Berlin bekommt demnächst seinen Lidl der Moderne und hat jetzt schon seinen Florian Silbereisen der Kuratoren.

Der Museumsboom in China ebbt ab, hat Lisa Movius für das Art Newspaper (evtl. Paywall) herausgefunden: „'Der Sektor ist in eine Phase nach dem Boom eingetreten', sagt Li Anqi, Kurator und Historiker, dessen Forschungsschwerpunkt chinesische Museen sind. 'Die anfängliche rasante Expansion – zeitweise sogar eine regelrechte Begeisterungswelle – hat sich abgekühlt, was eine natürliche Entwicklung ist, da ein ständiges Wachstum unrealistisch ist.' Der Museumsboom der 2010er Jahre brachte China Hunderte neuer Kunstinstitutionen, von denen viele Prestigeprojekte waren, die von eifrigen neuen Sammlern ins Leben gerufen wurden oder mit Immobilienprojekten verbunden waren, um Besucherzahlen und Steuervergünstigungen zu erzielen.“

Die Rolle von Kunst im Zusammenhang mit geopolitischen Ambitionen asiatiascher Staaten hat Hili Perlson für die taz untersucht: „Was treibt Usbekistan an, derart in zeitgenössische Kunst zu investieren? Das an Bodenschätzen reiche Binnenland hat Geld, ist seit 2015 Partner der Belt and Road Initiative, Chinas multinationalem Infrastrukturprogramm. Zwei der Hauptrouten verlaufen durch Usbekistan, auch alle vier Korridore der Gasleitung zwischen Zentralasien und China. Darüber hinaus öffnet sich Usbekistan dem Weltmarkt, wird zunehmend auch für europäische Unternehmen interessant. Laut Weltbank wuchs Usbekistans BIP im Jahr 2024 um 6,5 Prozent. Doch bleibt im Land die Menschenrechtsproblematik – obwohl die Kunstwelt in dieser Frage nicht gerade für ihre Integrität bekannt ist, ohne Bedenken zieht jetzt die Kunstmesse Art Basel auch nach Katar. Laut einem jüngeren Bericht der NGO Freedom House wird Usbekistan als 'unfrei' eingestuft.“

Es gib neue Folgen des Deutschlandfunk-Podcasts Tatort Kunst.

Einer der Anteilseigner des Castello Coin (der mit dem Goldwürfel) scheint pleite zu sein, berichtet Margaret Carrigan bei Artnet : „Nun, da das Finanzimperium des österreichischen Milliardärs Klemens Hallmann zusammenbricht, wird sein 32-prozentiger Anteil am Würfel laut der Inkassofirma Creditreform an die Gläubiger übergeben. Damit verwandelt sich das Werk von einem Symbol der Spekulation in der Krypto-Ära zu einem Lehrstück in Sachen Liquidation.“ Ein windiger Käufer sagt an sich noch nichts über die Seriosität eines Coins aus, aber wo ein Haufen ist, kommen die Fliegen.

Den Film „Manche mögen's falsch“ über die Kunstfälscherindustrie in China hat Alexandra Wach für Monopol angeschaut: „'Manche mögen’s falsch' ist eine Realsatire auf einen Kunstmarkt, der sich längst verselbständigt hat. Zugleich ist der Film aber auch eine Feier des analogen Handwerks in einer Welt, die in digitaler Bildproduktion versinkt – getragen von belustigten Voiceovers des Regisseurs und unter gänzlichem Verzicht auf Ausflüge in Kunsttheorien oder tiefsinnige Analysen. Stattdessen solidarisiert sich Mucha mit den Fälschern, die liebevoll ihren Vorbildern Respekt zollen und ihre Kinder zwischen Klimts 'Der Kuss' oder Munchs 'Schrei' aufwachsen lassen.“

Bei der Art Düsseldorf ist einer Pressemitteilung (PDF) zufolge Gilles Neiens in die neu geschaffene Position des Künstlerischen Direktors aufgestiegen. Zuletzt war er dort Gallery & Show Manager.

Nach zehn Jahren gibt die Galerie LambdaLambdaLambda die Schließung ihrer Pforten in Prishtina auf Instagram bekannt. Mitgründerin Isabella Ritter will in Paris in noch unbekannter Form weitermachen.

Die 2019 gegründete Galerie Philipp Zollinger verlässt die vor kurzem erst bezogenen Räume gegenüber der Kronenhalle in Zürich wieder und verlegt sich während der Suche nach einer neuen Lokalität zunächst auf ein nomadisches Format, schreibt Zollinger ebenfalls bei Instagram.

In London hat die Galerie Project Native Informant wohl schon im Sommer ihre letzte Ausstellung gehabt, schreibt Alex Greenberger bei Artnews.

Den Tod des ehemaligen Foto-Galeristen Jürgen Wilde meldet Monopol: „Wilde galt als präziser Lehrer und leidenschaftlicher Vermittler, dessen Einfluss weit über Museen und Galerien hinausreicht. Die DGPh würdigte ihn als Persönlichkeit, die 'der Fotografie in Deutschland ihren Platz in der Kunstwelt gesichert' habe.“