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Hacker legen die Internetseite von Christie's lahm
Hacker legen die Internetseite von Christie's lahm
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 20 2024

In diesem Jahr startet die Tefaf New York als Nachzügler der Frieze, die ihr Publikum vor allem in den Bewohnern der Upper East Side finden dürfte. Barbara Kutscher freut sich im Handelsblatt: „Leicht könnte man da die gegenwärtige Verunsicherung des Marktes vergessen. Aber wie das gerade herausgegebene 'Art Market Update' der Bank of America , Lead Partner der Tefaf, analysiert, ziehen sich Sammler nun auf abgesicherte Positionen und beste Werke von unterrepräsentierten Künstlern zurück. Das dürfte der Messe, die für jurierte Topwerke bekannt ist, in die Hände spielen. Unverzagt setzen einige Händler mit siebenstelligen Preisen auf die Kaufkraft der Stadt.“ Allerdings nennt die Autorin auch die 2012 gegründete Galerie Venus over Manhattan „jung“. Der von den Ausstellern extensiv zelebrierte 100. Geburtstag des Surrealistischen Manifests von André Breton markiere einen Paradigmenwechsel der Messe, urteilt Martha Schwendener in der New York Times: „Für die Tefaf, die große alte Kunstmesse im niederländischen Maastricht, die ursprünglich als Ort für den Kauf von ausrangierten Museumsstücken und echten alten Meistern gedacht war, ist das eine ziemliche Umstellung. Die New Yorker Ausgabe konzentriert sich auf moderne und zeitgenössische Kunst und selbst die wenigen Händler, die sich auf Antiquitäten, Schmuck oder Design spezialisiert haben, scheinen dem surrealistischen Thema gefolgt zu sein.“ Auf Promi-Jagd hat sich Eileen Kinsella für Artnet begeben: „Zu den VIPs, die schon früh in der Menge gesichtet wurden, gehörten der Top-Sammler und Mitbegründer der Neuen Galerie, Ronald Lauder, sowie der Nachrichtensprecher Anderson Cooper, der zu einem Stammgast der New Yorker Ausgabe geworden ist. Auch Größen der Unterhaltungsbranche und Künstler wie Zach Braff, Leonardo DiCaprio, David Geffen, KAWS, Mark Ronson und Martha Stewart wurden beim Stöbern an den Ständen gesichtet.“ Als lauwarm empfand Maximilíano Durón von Artnews die Veranstaltung: „Obwohl sich die TEFAF damit rühmt, Objekte von der Antike bis zur Gegenwart in allen Formen zu präsentieren - bildende Kunst, Design, Möbel und Schmuck -, wirkte diese Ausgabe glanzlos. Hinzu kommt, dass die Blumenarrangements der Messe, ein Markenzeichen der TEFAF, eher eintönig waren und nicht die Fülle an Tulpen aufwiesen, die die Messe 2016 kennzeichnete, als die Blumen der Schwerkraft trotzten und der Champagner und die Austern in Strömen flossen.“

Für die Independent sei es allerdings an der Zeit, endlich erwachsen zu werden, findet Hakim Bishara von Hyperallergic: „In den trendigen Spring Studios in Tribeca fand ich eine Kunstmessein Verweigerungshaltung, die den nächsten Lebensabschnitt verzweifelt aufschiebt. Das ist wie graues Haar, das ein bisschen zu dunkel gefärbt ist. Vielleicht wird die Independent, wenn sie 30 Jahre alt wird, endlich akzeptieren, dass sie eine Verkaufsmesse ist. Bei der diesjährigen Ausgabe gibt es auch eine erste Gesprächsreihe über so gewichtige Themen wie verfolgte Künstler, Kunstaktivismus (ohne zu sagen, welcher Art) und Big-Tech-Kunstzensur. Die Tickets kosten bis zu 50 $. Ich frage mich, warum die Independent der richtige Ort für diese ernsten Themen ist. Es ist wie bei den DEI-Initiativen (Diversity, Equity, and Inclusion) der Konzerne, die einem hässlichen System ein schönes Gesicht geben sollen. Von einer Hochpreismesse wird keine rettende Lösung zu erwarten sein. Diese überzogene Überheblichkeit in Kombination mit einem Haufen mittelmäßiger und anstößiger Kunst hat den Grundstein für meinen Unmut über die diesjährige Independent gelegt.“ Preislich sei sie ohnehin im Establishment angekommen, befindet Carlie Porterfield im Art Newspaper:
„Eine Umfrage, die die Organisatoren vor Beginn der Messe unter den 89 Ausstellern dieser Ausgabe durchgeführt haben, ergab, dass etwa 28 % der auf der Messe angebotenen Werke zwischen 20.000 und 50.000 $ kosten. Das ist ein großer Sprung gegenüber der Ausgabe 2023, als der größte Teil der Werke (39 %) 5.000 USD oder weniger kostete. Das ist eine überraschende Zahl, wenn man bedenkt, dass der Kunstmarkt immer noch sehr verunsichert ist, da die Zinssätze hoch sind und die Sammler sich mit ihren Ausgaben zurückhalten, vor allem in spekulativen Segmenten wie der ultra-zeitgenössischen Kunst.“

Christie's ist Opfer eines Hackerangriffs geworden. Zachary Small berichtet in der New York Times: „Edward Lewine, ein Sprecher von Christie's, sagte, dass einige Systeme des Unternehmens, darunter auch die Website, von einem Sicherheitsproblem betroffen waren. 'Wir ergreifen alle notwendigen Schritte, um diese Angelegenheit in den Griff zu bekommen, und haben ein Team von zusätzlichen Technologieexperten engagiert', sagte er in einer Erklärung. 'Wir werden unsere Kunden zu gegebener Zeit auf dem Laufenden halten.“ Die Kunstwelt war in den letzten Jahren mit einer wachsenden Zahl von Cyberangriffen konfrontiert. Im Januar wurde ein Dienstleister, der Museen dabei hilft, ihre Sammlungen online zu hosten und interne Dokumente zu verwalten, von Hackern angegriffen. Organisationen wie die Metropolitan Opera und das Philadelphia Orchestra waren mit Cyberangriffen konfrontiert, die ihren Online-Kartenverkauf behinderten.“ Meistens handelt es sich bei solchen Angriffen um Ransomware, mit der Daten von Kriminellen verschlüsselt und erst nach Zahlung eines Lösegelds wieder freigegeben werden. Sollte dies der Falle sein, hätten die Kriminellen den strategisch besten Zeitpunkt gewählt, da die Zahlungswahrscheinlichkeit unmittelbar vor der wichtigsten Auktionsreihe der Saison recht hoch sein dürfte. Wenn (Kunden)-Daten entwendet werden, fällt das in der Regel erst später oder nie auf und es führt nicht zu Ausfällen. Allerdings hat das Auktionshaus eine Zwischenlösung erarbeitet, mit der zumindest die aktuellen New Yorker Auktionen online verfügbar sind.

Auf eine mittelprächtige New Yorker Auktionswoche schaut Katya Kazakina für Artnet (Paywall) voraus, mit besonderem Augenmerk auf die prominenten Einlieferer: „In New York steht eine weitere große Auktionssaison vor der Tür, auch wenn sie sich schlanker anfühlt als sonst, da es keine großen Sammlungen, Nachlässe oder spektakulär teure Meisterwerke gibt. Deshalb mussten die Häuser diese Verkäufe praktisch Los für Los zusammenstellen. Da der Kunstmarkt angesichts der anhaltend hohen Zinsen und der geopolitischen Unruhen rückläufig ist, schienen die Verkäufer am oberen Ende des Marktes zu zögern, etwas abzugeben. Für die Auktionen in der nächsten Woche wird ein Schätzwert von 1,2 Mrd. USD angesetzt, 8 % weniger als bei der gleichen Auktionsreihe vor einem Jahr.“ Die erwarteten Umsätze schlüsselt Anne Reimers in der FAZ auf: „Was die Umsatzerwartungen für die anstehende, sogenannte New Yorker Marquee Week angeht, so peilt Sotheby’s mit 721 Losen über fünf Abend- und Tagesauktionen verteilt einen Gesamtumsatz von 549,3 bis 783,6 Millionen Dollar an. Nur Christie’s konnte eine prominente Privatsammlung an Land ziehen und will mit acht Auktionen und 925 Losen 578 bis 846 Millionen einspielen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr erzielte Christie’s einen Umsatz von 922 Millionen Dollar, Sotheby’s 799 Millionen. Die Gesamtschätzung von Phillips liegt bei 113 bis 163,6 Millionen Dollar für 305 Lose in drei Auktionen – deutlich über den im vorigen Mai mit 315 Losen umgesetzten 108,2 Millionen.“ Damit sieht Margaret Carrigan, wiederum bei Artnet, einen guten Zeitpunkt zum Einstieg: „'Ich rate meinen Kunden, ihren aktuellen Bestand zu halten und zu überlegen, ob sie weitere Stücke erwerben wollen', sagt Gardy St. Fleur, ein Sammler und Berater vieler Sport-Superstars, der zwischen New York und Paris lebt. Er fügte hinzu, dass die niedrigeren Preise, die in letzter Zeit bei Auktionen erzielt wurden, für Sammler, die vielleicht schon lange darauf gewartet haben, ein Werk eines kanonisierten Künstlers in die Hände zu bekommen, 'zugänglicher' sind. 'Angesichts des aktuellen Stands der Dinge denke ich nicht, dass [Sammler] verkaufen sollten', fügte er hinzu. 'Aber es ist eine gute Zeit zum Kaufen.' Die Zurückhaltung bei den Verkäufen könnte dazu beigetragen haben, dass in dieser Saison nur eine relativ geringe Anzahl bedeutender Sammlungen von Einzeleigentümern und Nachlässen zum Verkauf steht, die in den letzten Jahren die Umsätze der Auktionshäuser in die Höhe getrieben haben.“

Kurz vor der Auktion hat Ketterer in München ein Gemälde von Alexej von Jawlensky akquiriert, das mit sieben bis zehn Millionen Euro das teuerste Los der Saison in Deutschland werden dürfte. Die FAZ hat dazu eine Meldung von Ursula Scheer.

Ebay sei voll von Kunstfälschungen, meldet Dalya Alberge im Guardian und präsentiert eine Expertin, die das mithilfe von Künstlicher Intelligenz herausgefunden habe. Mit nur einer Spur von natürlicher Intelligenz ließen sich allerdings ein vergleichbares Ergebnis erzielen.

Die Berliner Galeristen Jan und Tina Wentrup eröffnen eine Zweigstelle in Venedig. Susanne Schreiber hat sie für das Handelsblatt besucht: „Jetzt schlagen die beiden ein neues Kapitel auf in spektakulär schönen Räumen mit einem kleinem Gästeappartement. 'Wir schaffen hier ein Gegenprogramm zum hektischen Kunstmarkt. Der läuft inzwischen mit seinem Messebetrieb hohl', begründet Wentrup die Standortwahl. 'Venedig entschleunigt mit seinen Kanälen jeden Besucher. Hier kann man zur Ruhe kommen und sich auf die Kunst konzentrieren.' Es zögen mehr internationale Galerien für zeitgenössische Kunst in die Lagunenstadt, erzählt er. Venedig sei nicht mehr nur in den Jahren der Kunstbiennale ein Magnet für Privatsammlerinnen und -sammler.“

Der in Los Angeles beheimatete Galerist Nino Mier soll laut Julia Halperin im Art Newspaper einige von ihm vertretene Künstler mit manipulierten Abrechnungen übervorteilt haben: “Nino Mier, der Gründer einer der am schnellsten wachsenden Galerien der Welt, hat von 2018 bis 2019 regelmäßig Aufzeichnungen verändert, um den Anteil des Unternehmens am Umsatz auf Kosten der Künstler zu erhöhen. Das geht aus Dokumenten hervor, die The Art Newspaper einsehen konnte, sowie aus Interviews mit vier ehemaligen Mitarbeitern. Eine Überprüfung von 21 Rechnungen an Kunden und den dazugehörigen Abrechnungen an Künstler, die alle innerhalb dieses Zweijahreszeitraums datiert sind, offenbart Diskrepanzen, die von 425 US-Dollar bis zu 7.000 US-Dollar reichen. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Galerie, die damals drei Standorte in Los Angeles umfasste, bei einer Reihe von Gelegenheiten den Sammlern höhere Preise in Rechnung stellte und den Künstlern sagte, die Beträge seien niedriger gewesen. Die vier ehemaligen Angestellten behaupten, dass das Unternehmen die Differenz einsteckte.“