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Die Arco Lisboa mit ihren gut 80 Ausstellern hat Kira Kramer für die FAZ besucht: „Die Architektur der schmalen, aber 400 Meter langen Cordoaria Nacional fordert von den Ausstellern, sich wie Perlen auf einer Schnur zu reihen. Zwei kuratierte Sektionen und ein postkolonialer Fokus setzen Akzente auf der Messe. Auffällig ist neben der starken Präsenz von Künstlerinnen der hohe Frauenanteil im Gremium der Kuratoren und der Leitung. Die meisten Galerien kommen aus Spanien und Portugal, doch auch Händler aus Frankreich und Brasilien sind zahlreich vertreten.“ Alles beim Alten also in Lissabon.
Patrick Drahi kennt sich aus mit Schulden. Das von ihm 2019 für 3,7 Milliarden Dollar übernommene Auktionshaus Sotheby's hat jetzt ein neues Produkt entwickelt, mit dem es seine gegen Kunst als Sicherheit vergebenen Kredite im Umfang von 700 Millionen US-Dollar bündelt und selbst beleiht. Tim Schneider erklärt die Sotheby’s ArtFi Master Trust, Series 2024-1 Asset-Backed Notes in der gewohnten Ausführlichkeit für das Art Newspaper. Wenn alles gut läuft, könnte beim nächsten Crash vielleicht der Kunstmarkt die Finanzindustrie mit in den Abgrund reißen statt umgekehrt wie 2008.
Ronald Perelman, aktuell nur noch auf Platz 1764 der Forbes-Liste, habe nach einer Fehlinvestition in den Jahren 2020 bis 2022 Kunst für knapp eine Milliarde US-Dollar verkauft, fasst Karen K. Ho bei Artnews einen Bericht von Tom Maloney für Bloomberg Law (Paywall) zusammen.
Ein klein wenig sensationsheischend titelt der Guardian, Damien Hirst hätte mindestens 1.000 Kunstwerke rückdatiert. (Eine Nacherzählung auf Deutsch bietet Ursula Scheer von der FAZ an). Meave McClenaghan habe mit fünf Insidern gesprochen, die bezeugten, dass von den 10.000 gepunkteten Gemälden des Projekts „The Currency“ wahrscheinlich sogar ein Vielfaches davon nicht wie angegeben im Jahr 2016, sondern erst ab 2018 produziert worden seien. Bei der Aktion im Jahr 2021 konnten Käufer wählen, ob sie nach einjähriger Haltefrist das physische Werk oder das dazugehörige NFT haben wollten. Es handelt sich also um eine Edition, wenn auch von 10.000 Unikaten. Das ist etwas anderes, als Monumentalskulpturen oder große Leinwände nachträglich einer wichtigen Werkphase zuzuordnen und damit potenziell im Wert zu steigern. Elke Buhr erklärt das ganz schön im Gespräch mit Max Oppel für den Deutschlandfunk: „Ihm wird es nicht weiter schaden, weil sein Ruf sowieso schon ruiniert ist.“ Letztlich macht die Zeitung da aus einer Mücke einen Elefanten, und viele andere Medien gleich mit. Dabei hätte sich die Diskussion vermeiden lassen. Ob ein Teil, die Hälfte oder noch mehr der Punktbilder 2016 oder in den Folgejahren hergestellt wurden, ist letztlich von geringem Interesse, da die Spanne nicht besonders groß ist und wohl nur die wenigsten, wenn überhaupt, von Hirst selbst gemalt wurden. Außerdem – und das ist der eigentliche Knackpunkt – sind sie nur eine Hälfte von „The Currency“, die andere besteht aus den NFTs, die untrennbar mit den physischen Werken verbunden waren. Und die stammen unzweifelhaft aus dem Jahr 2021. Damit wäre dieses Jahr das korrekte Entstehungsdatum. Dumm ist nur, dass Hirst anscheinend darauf beharrt hat, dass sämtliche der Papierarbeiten 2016 entstanden wären. Das lässt den Meister wieder einmal nicht gut aussehen.
Neue Blockchain, neues Glück: Nachdem NFT zu so etwas wie einem Schimpfwort geworden sei, eröffneten sich jetzt neue Möglichkeiten, hat Katya Kazakina für Artnet (Paywall) recherchiert: „Jetzt, da digitale Kunst in Bitcoin geprägt werden kann (vorher war dies nur in Ethereum möglich), glauben einige, dass es das Potenzial gibt, verschiedene Gruppen wieder zusammenzubringen. In Bitcoin geprägte Kunst wird als Ordinals bezeichnet, und da der Markt im Aufschwung ist, sieht man in diesem Bereich gute Chancen. Sotheby's ist besonders erpicht darauf, sie zu nutzen. 'Ordinals hat ein ganz neues Publikum von Bitcoinern erschlossen', sagt Michael Bouhanna, Leiter der Abteilung für digitale Kunst und NFTs bei Sotheby's. 'Es gibt Leute, die nur auf dieser einen Kette sind, also hat diese Verschiebung plötzlich einen neuen Markt und neue Sammler hervorgebracht, und wir haben ein paar sehr erfolgreiche Verkäufe mit Ordinals gemacht.'“ Raider heißt jetzt Twix - sonst ändert sich nix.
Mit dem Urheberrecht scheint einiges im Argen zu liegen, legt ein Bericht von Daniel AJ Sokolov bei heise online über ein besonders skurriles Urteil des Kölner Landgerichts zu einer Fototapete auf einem Bild im Internet nahe: „Um einen Teil der Pflegekosten zu decken, übernimmt die Enkelin Omas Haus und vermietet es als Ferienwohnung. Die Frau bewirbt die Wohnung im Internet. Nach acht Jahren kommt plötzlich eine Abmahnung einer kanadischen Firma mit Geldforderung: Auf der Webseite ist nämlich ein Foto eines Zimmers zu sehen, an dessen Wand die Fototapete klebt.“ Das gegen die Erbin der Fototapete ergangene Urteil sei dabei kein Einzelfall: „Dass das LG Köln bereits mindestens vier ähnliche Klagen zu entscheiden hatte, ist kein Wunder: In Deutschland dürfen Kläger, die eine Verletzung ihrer Immaterialgüterrechte im Internet behaupten, sich frei aussuchen, welches Gericht sie anrufen. Und das LG Köln hat sich für Klagen von Fototapeten-Fotografen einen Namen gemacht.“ So wie das LG Hamburg besonders geneigt ist, vermeintliche Verletzungen des Persönlichkeitsrechts durch die Presse zu ahnden. Oder das Amtsgericht Jülich das Melden von Datenlecks.
Dem bigotten Raumschiff Kunstbetrieb – mit ihm selbst darin – hält Oliver Koerner von Gustorf bei Monopol den Spiegel vor: „Niemand, weder die 'aktivistischen' Philanthrop:innen, noch die Künstler:innen, Kurator:innen, Theoretiker:innen oder Autor:innen, die den Überbau dazu liefern, glaubt wirklich, dass es der herrschenden Klasse um eine Veränderung der Verhältnisse geht. Niemand glaubt an diese Boutique-Heilung, die gerade vorgeführt wird. Niemand glaubt, dass die Mainstream-Kunstszene auf der Seite der 'Working Class' ist, ihre hierarchischen, vor allem ökonomisch diktierten Strukturen ändern kann oder möchte. Trotzdem hält man an dieser langweiligen Story fest, dass da gute Menschen mit Kunst das System ändern wollen.“
Die Bemühungen des privaten Buchheim Museums um die Provenienzforschung beschreibt Brita Sachs in der FAZ: „Seit 2017 überprüft Provenienzforscherin Johanne Lisewski die Bestände des Museums und macht die Ergebnisse ihrer Forschungen sowie digitalisiertes Quellenmaterial auf einer Datenbank zugänglich. Die Ausgangssituation ist schwierig: Weder gibt es Inventarlisten noch Zugangsbücher, stattdessen Buchheims Bibliothek mit 60 laufenden Metern Auktionskatalogen, außerdem 130 laufende Meter ungeordneten Unterlagen, die hin und wieder Zufallsfunde wie eine Rechnung oder einen Brief freigeben. Im Übrigen gleicht die Provenienzforschung hier wie überall einer Schnitzeljagd, auf der es Stempeln, Etiketten, halb ausradierten Beschriftungen et cetera nachzugehen gilt.“
Die Sicherstellung des vierten von insgesamt fünf in Madrid gestohlenen Gemäldes von Francis Bacon meldet Hans-Christian Rößler für die FAZ.
Ebay eignet sich doch zum Handel mit hochpreisigen Kunstwerken. 22.272 Euro erzielte jetzt eine signierte Ölskizze von Max Liebermann auf der deutschen Seite des Online-Marktplatzes. Als „Vergleichspreis“ nannte die Verkäuferin ein 2022 bei Karl & Faber in München erzieltes Auktionsergebnis von 127.000 Euro. Allerdings sind im Katalog dort eine lückenlose Provenienz sowie der Hinweis auf eine Einigung mit dem Nachlass im Sinne des Washingtoner Abkommens enthalten. Die gewerbliche Ebay-Verkäuferin gibt lediglich „Privatsammlung Süddeutschland“ als Provenienz an und teilt mit: „Das Werk ist geprüft und nicht als Lost Art gelistet.“ Das könnte bei einem Wiederverkauf schwierig werden, Schnäppchen hin oder her.
Swantje Karich wechselt von der WeLT zum Spiegel, geht aus einer Pressemeldung hervor: „Karich, Jahrgang 1978, ist seit 2021 stellvertretende Ressortleiterin im Feuilleton von 'Welt' und 'Welt am Sonntag'. Nach neun Jahren als Redakteurin im Feuilleton der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' war sie 2014 nach Berlin gegangen, um das Kunstressort der Tages- und der Wochenzeitung zu übernehmen und das Magazin 'Blau' als stellvertretende Chefredakteurin aufzubauen.“ Bei der Faz war sie unter Rose-Maria Gropp eine tragende Säule der Kunstmarktberichterstattung. Beim Spiegel soll sie zusammen mit drei weiteren Neuzugängen das Ressort Meinung und Debatte ausbauen.
Sotheby's verliert mit Brooke Lampley seinen „global chairman and head of global fine art“ an Gagosian, meldet Katya Kazakina bei Artnet.
Die Schließung der regelmäßig an Frieze- und Art Basel teilnehmenden New Yorker Galerie David Lewis meldet Tessa Solomon bei Artnews.
In einem Instagram-Post gibt Nino Mier die Schließung seiner Standorte in Los Angeles bekannt. Seine Galerie werde weiter von New York und Brüssel aus operieren.