Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
88.000 Besucher meldet die Art Basel in Basel für dieses schwierige Jahr, 3.000 weniger als 2024. Es werden nicht nur US-Amerikaner gewesen sein, die die das wichtigste Event im Kunstmessekalender ausgelassen haben.
Fast alles wie gewohnt, sei es auf der Art Basel, berichtet Ursula Scheer in der FAZ vom 21. Juni: „Mag das weltweit marktführende Unternehmen auch mit Veranstaltungen in Hongkong, Miami Beach, Paris und bald in Qatar präsent sein, die Messe am Oberrhein ist immer noch das Flaggschiff mit der höchsten Dichte international renommierter Galerien und den besten, teuersten Kunstwerken: ein Fest für Kunstbegeisterte und ein Pflichttermin für vor allem aus Europa, Amerika und Asien anreisende Museumsdirektoren, Kuratoren, Kunstberater und ambitionierte Sammler - darunter dieses Mal Prominenz wie der Schauspieler James Franco. […] Von gedrückter Stimmung allgemein kann gleichwohl keine Rede sein. Man kann sich auch an anhaltende politische und wirtschaftliche Verunsicherung gewöhnen, the show must go on, und Geld ist ja noch genug da.“
Einen nicht ganz so positiven Eindruck hat die aktuelle Ausgabe der Messe bei Scott Reyburn von der New York Times (Abo) hinterlassen: „Für einige Besucher war die diesjährige Ausgabe allerdings ziemlich langweilig, was Innovation, Risiko und Überraschungen angeht. 'Als Sammler, der nach Werken sucht, die mich aus meiner Komfortzone herausholen, fand ich die Art Basel zu brav', meinte der Brüsseler Sammler Alain Servais. 'Außerdem war es für mich der ruhigste Eröffnungstag seit 28 Jahren, was die Besucherzahlen angeht.' [...] Nachdem sie die gewünschten Werke bereits online gekauft hatten, stellte sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnte, nach Basel zu reisen, wo die Unterkünfte überteuert und das Einkaufs- und Gastronomieangebot enttäuschend sind. 'Die Leute kommen wegen der Kunst nach Basel, nicht wegen der Hotels oder des Lifestyles', meinte die in London ansässige Beraterin Bona Montagu. 'Sammler, die den Lifestyle und die Museen genießen, fahren nach Paris.'“
Die Begleitumstände der Art Basel betrachtet Zachary Small ebenfalls in der New York Times (Abo): „Aber laut Interviews mit mehr als einem Dutzend Kunstexperten sind es vor allem die Unsicherheit wegen möglicher Zölle und der schwache Dollar, die die Superreichen, die zu einer der wichtigsten Messen für zeitgenössische und moderne Kunst kommen, am meisten stören. Bei der Vorbesichtigung der Kunstmesse am Dienstag waren nur wenige große amerikanische Sammler zu sehen, und mehrere Luxushotels in Basel hatten seltene freie Zimmer, was auf weniger Besucher und einen wachsenden Regionalismus auf dem Kunstmarkt hindeutet.“
Gemischte Signale hat Jens Müller für den Tagesspiegel (evtl. Paywall) aufgefangen: „Während man bei Sprüth Magers mit den Messeverkäufen vollauf zufrieden ist, beklagt der Berliner Galerist Mehdi Chouakri die etwas 'verhaltene' Nachfrage bei gleichzeitig arg 'gefälligen' (von Malerei dominierten) Auslagen auf dieser Art Basel.“ Auf das Kosten/Nutzenn-Verhältnis für die Aussteller verweist Marcus Woeller in der WeLT 22. Juni: „Obwohl Mitarbeiter der Gagosian Gallery, eine der großen Vier der Branche, schon vor der offiziellen Eröffnung der Messe am vergangenen Dienstag gute Stimmung verbreiteten, von bereits abgeschlossenen Transaktionen und der Anbahnung eines Verkaufs im achtstelligen Bereich raunten (wohl ein Gemälde von Cy Twombly aus der Zeit, als der Künstler gerade seine Liebe zu Rom entdeckt hatte), dürfte es manchen Galeristen in diesem Jahr schwerfallen, Basel als große Kunstgaudi zu sehen. Schon angesichts der hohen Kosten, die sich selbst bei einer kleinen Koje von 30 Quadratmetern auf rund 30.000 Euro Miete belaufen, oder den gestiegenen Kosten für Transporte und Logis, müssen in den paar Messetagen signifikante Umsätze erzielt werden. Aber wenn die Branche eines auszeichnet, dann ihr Optimismus und die Bereitschaft zu feiern.“
Eine Mahnung gibt Christof Habres den Parnass-Lesern noch am Ende seines Messeberichts mit auf den Weg: „Selbst wenn die Eröffnungstage der Art Basel mit guten Verkäufen punkten konnten, müssen in schwierigen Zeiten noch drängende Fragen für die Messe Schweiz, der Muttergesellschaft der Art Basel, beantwortet werden: Das beinhaltet nicht nur die Standorte in Basel oder Paris, sondern selbstverständlich die neue Ausgabe der Kunstmesse in Doha: Die Art Basel Qatar wird erstmals im Februar 2026 über die Bühne gehen und unter Umständen ein Gradmesser für den globalen Kunsthandel sein. Denn wie in vielen Gesprächen herauszuhören war, kann es tatsächlich sein, dass sich die Zentren des Kunstmarkts merklich weg von Europa und den USA bewegen und Seoul, Hongkong oder eben Doha in den Mittelpunkt rücken. Länder, Metropolen, in denen der Handel noch floriert, wie ein Wiener Galerist betont hat. Da wird dann die Frage ob Basel oder Paris zum Nebenschauplatz. Ich war für Handelsblatt und Artmagazine auf der Hauptmesse.
Den Neuzugang Africa Basel hat sich Christiane Meixner für den Tagesspiegel angesehen: „Sie ist im Ackermannshof untergekommen und hat mit Benjamin Füglister als Mitgründer einen Experten für zeitgenössische afrikanische Kunst an Bord. Im kuratorischen Beirat sitzen ebenfalls wichtige Vertreter der Szene, darunter Azu Nwagbogu, der die African Artists’ Foundation gründete und das LagosPhoto Festivals kuratiert. Die Zahl der Teilnehmer beschränkt sich auf 20, dennoch bekommt man an den Ständen viel zu sehen. […] Ob die Premiere ein finanzieller Erfolg wird, lässt sich noch nicht sagen – bereichernd wirkt sie selbst im Kunst gesättigten Basel auf jeden Fall.“ Die kleine Designmesse Maze in einer Kirche hat Armelle Malvoision für das Quotidien de l'Art vom 18. Juni besucht: „Mit einer Vernissage am Sonntagabend (am Tag vor der VIP-Eröffnung der Art Basel Unlimited) und einem Sammlerdinner am Montagabend hat die Maze ihre Nische gefunden und die Kosten für einen Stand auf weniger als die Hälfte der Kosten in Miami Miami/Basel, vor allem dank des Sponsorings des Schweizer Uhrenherstellers F.P. Journe. Auch wenn alle im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen, denken einige, dass man langfristig den Ort wechseln muss, um zu wachsen. In der Zwischenzeit 'werden wir die Messe bis Mittwochabend verlängern und ein paar Aussteller dazunehmen, entweder im Zwischengeschoss oder in einem Zelt auf dem Vorplatz der Kirche', schlug Thomas Hug vor.“ Ich war für Artmagazine bei einigen Satelliten.
Was sich unter anderem an der Art Basel über die Entwicklung des Kunstmarkts ablesen lässt, hat Farah Nayeri für die New York Times (Abo) recherchiert: „Mit Beginn der Messen sehen Kunstprofis Veränderungen bei den Sammlergewohnheiten. Die wilde Spekulation um angesagte junge Künstler, die den Markt kurz vor der Pandemie beflügelt hatte, ist vorbei, sagen Händler. Und die nächste Generation von High-End-Sammlern interessiert sich weniger für Kunst als für Erlebnisse, Uhren, Weine, Vintage-Handtaschen und limitierte Sneaker, was die Frage aufwirft: Hat das Sammeln von Kunst eine Zukunft? Dass es sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat, steht außer Frage.“
Und zum Schluss noch etwas Chronistenpflicht: „Gegen den Inhaber der renommierten Münchner Porzellanhandlung Röbbig ist ein vorläufiges Insolvenzerfahren eingeleitet“, meldet Sabine Spindler bei WELTKUNST.