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Kobels Kunstwoche

Wie sich die KI von Midjourney einen Roboter vorstellt, der Andy Warhol malt.
Wie sich die KI von Midjourney einen Roboter vorstellt, der Andy Warhol malt.
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 4 2023

Nach NFTs könnte von Künstlicher Intelligenz, kurz KI, erzeugte Kunst das nächste Thema sein, das den Kunstmarkt in Wallung geraten lässt. Stephan Scheuer erklärt das Phänomen im Handelsblatt: „Die Frage des geistigen Eigentums sei auf den ersten Blick leicht zu beantworten, sagte Sarah Polcz von der Juristischen Fakultät der Stanford Universität. 'Ein Kunstwerk, dass ausschließlich von künstlicher Intelligenz geschaffen wurde, unterliegt keinem Urheberrechtsschutz.' Das bedeute, dass jeder so ein Werk frei kopieren könnte. […] Die Frage des Urheberrechts gehe aber beim Einsatz von KI in der Kunst noch einen Schritt weiter, argumentierte Polcz. 'Manche KI-Modelle werden mit Material trainiert, das per Urheberrecht geschützt sein kann', sagte Polcz. Der Reiz einige KI-Systeme liege gerade darin, den Stil eines bekannten Künstlers imitieren zu können. Genau dort beginnt das nächste Problem. Bis wann ist ein Werk von einem bekannten Künstler inspiriert und wann ist es eine Kopie? In der Musikindustrie wird diese Fragen bereits vor Gericht ausgetragen.“ Ausführlich beleuchtet Sebastian Meineck die rechtlichen Fragen von KI-geschaffener Kunst bei Netzpolitik.org.

Ein neuer Mitspieler aus Liechtenstein betritt die Arena der Anbieter von Fractional Ownership, hat Julien Ponthus für Bloomberg erfahren: „Artex reiht sich in die Reihe der Marktplätze für Bruchteilseigentum ein, die Vermögenswerte von Diamanten bis hin zu Oldtimern in erschwingliche Anteile aufteilen. Masterworks zum Beispiel verbrieft Gemälde von Künstlern wie dem Street-Art-Star Banksy oder der Popkultur-Ikone Andy Warhol. [CEO Yassir] Benjelloun-Touimi sagt, dass Artex anders sein wird, weil es wie eine Börse strukturiert sein wird: Die Werke werden ähnlich wie bei einem Börsengang an die Börse gebracht, wobei die Banken die Gemälde an ihre Kunden verkaufen. Dann gibt es einen Sekundärmarkt mit Echtzeitpreisen und Maklern, die zum Kauf oder Verkauf bereitstehen, sagt er.“

Hätten sie mal jemanden gefragt, der sich damit auskennt: Der Handelsblatt-Korrespondent Joachim Hofer (HB-Autorenseite: „Joachim Hofer berichtet von München aus über die Chip-Industrie“) bejubelt das Münchener Start Up Artoui, das den Kunstmarkt aufrollen will: „Allerdings herrscht im Kunsthandel harter Konkurrenzkampf. Wettbewerber wie Lumas setzen seit Jahren schon auf ein Franchise-Modell und eine Kombination aus Onlineverkauf und Läden. Auch bekannte Auktionshäuser wie Ketterer aus München verkaufen inzwischen im Netz. Artoui hat einen etwas anderen Fokus als die Konkurrenz. In ihrem B2B-Bereich bieten die Münchner Auftragsproduktionen an. […] Im Geschäft mit Privatleuten vertreiben die Gründer derzeit die Werke von mehr als 60 Künstlerinnen und Künstlern über ihren Internet-Shop. Es stehen drei Kategorien von Kunst zur Auswahl. Erstens Originale, die mitunter mehrere Zehntausend Euro kosten.“ Ein Blick in den Shop reicht Menschen vom Fach, um festzustellen, dass es bei Artoui mehr um Inneneinrichtung als um Kunst geht. Und für Wand-Deko sind Quadratmeterpreise bis 30.000 Euro ganz schön viel Geld.

Die Marktplätze Singapur und Hongkong vergleicht Philipp Meier in der NZZ: „Dass die neue Messe nicht bloss für Singapur gedacht ist, sondern für ein viel grösseres Einzugsgebiet, sieht auch Gil Schneider so, ein ausgewiesener Marktbeobachter, der schon lange in Singapur lebt. Er erkennt in dieser stark von der Regierung gestützten Kunstmesse aber vor allem auch Standortförderung. 'Singapur ist eine Firma, da wird alles von oben herab organisiert. Und dabei geht es vor allem um eines: Geld.' Der Art SG steht denn auch eine Schweizer Grossbank als Sponsor zur Seite – übrigens dieselbe, die auch als Partnerin der Art Basel auftritt. Ein Strom sehr schicker asiatischer Menschen zieht durch die Messehallen. Man hört Japanisch, Koreanisch, Thai, sieht indischstämmige Familien. Es geht hier offensichtlich darum, den Lifestyle junger, vermögender Asiaten zu bedienen. Zu diesem Lebensstil gehört neben den gängigen Luxusgütern mittlerweile eben auch Kunst.“ Weniger optimistisch ist Sabine B. Vogel in der WELT am Sonntag vom 22. Januar: „Aber wurde auch verkauft? Sind die Jungen die neuen Kunden? Oder die überraschend hohe Zahl chinesischer Familienstiftungen, die in den vergangenen Monaten in den Stadtstaat übersiedelten und sich dort registrieren ließen? 'Singapur washing' wird das genannt: 'Sobald ein Unternehmen hier eingetragen ist, erhöht es juristisch gesehen enorm das Vertrauen', erklärte ein Insider die Situation. Nahezu jede der großen internationalen Galerien meldete zwar Erfolge, aber Euphorie kam nicht auf. 'Langsam' war der knappe Kommentar von Thaddaeus Ropac auf die Frage, wie es am ersten Tag der Art SG lief. Der Marktstandort ist noch deutlich ausbaufähig.“

Das Kusama-Merchandising habe in Singapur einen weiteren traurigen Höhe- und möglicherweise Wendepunkt erlebt, erklärt Georgina Adam im Art Newspaper: “'Alle warten nur darauf, dass sie stirbt', sagte ein Kunsthändler auf der Art SG zynisch. Der Zynismus sollte sich nicht gegen diesen Kommentator richten - es gab auf der Messe viele negative Kommentare über die Zusammenarbeit - sondern gegen die Art und Weise, wie Kusama zu einer globalen Luxusgütermarke gemacht wurde. Andere Künstlerinnen und Künstler haben ihre Kreativität ausgenutzt, um marktorientierten Schnickschnack zu produzieren (u. a. Damien Hirst), aber in diesen Fällen ist die Ausbeutung des Marktes ein wesentlicher Bestandteil ihrer Praxis. Im Fall von Kusama frage ich mich, wer genau auf der (gepunkteten) Linie unterschreibt und wie sehr sie sich dessen bewusst ist, was heute in ihrem Namen verkauft wird.“

And the winner is: Dubai! Als sanktionsfreier Raum sei die Finanzoase nicht nur für Russen interessant, hat Sophia Kishkovsky für das Art Newspaper herausgefunden: „Benedetta Ghione, die Geschäftsführerin der Art Dubai, der führenden Kunstmesse in der Golfregion, sagt: 'Seit der Pandemie erlebt Dubai einen wirtschaftlichen Aufschwung und einen Zustrom wohlhabender Menschen aus der ganzen Welt, darunter internationale Sammler und Künstler. In Dubai ansässige Galeristen, die mit russischen Kunden arbeiten, sprechen ebenfalls von einem nie dagewesenen Zustrom von Russen.'“

Anderswo selbstverständliche, in Österreich ungewohnte Transparenz meldet Nicole Scheyerer in der FAZ: „Erstmals seit langer Zeit hat das Wiener Dorotheum wieder seinen Jahresumsatz verraten. Das Haus hat allen Grund zum Stolz: Mehr als 200 Millionen Euro sind das beste Ergebnis seiner Geschichte. Der Onlineverkauf hat daran ebenso Anteil wie die internationale Ausrichtung. 'Mehr als die Hälfte unserer Lose kommen aus dem Ausland und gehen auch wieder an ausländische Bieter', sagt Martin Böhm, der Direktor des Dorotheums. […] Deutschland und Italien – mit Repräsentanzen in Mailand und Rom – sind Kernmärkte des Auktionshauses. Neben der Erfolgssparte der Alten Meister verzeichneten zuletzt klassische Moderne und Zeitgenossen den stärksten Zuwachs.“

Hoffnung für den Altmeistermarkt sieht Gina Thomas in der FAZ: „Refrainartig hebt seit Jahren die Klage vom Niedergang des Markts für Alte Meister an. Immer wieder werden dieselben Gründe genannt: Wissensverlust, Materialknappheit und eine den Markt für Moderne und Zeitgenossen anheizende Spekulationsgier, die das langsamere Tempo bei der älteren Kunst scheut. In London kommt der Brexit hinzu, wobei zusätzliche Einfuhrkosten, überbordende Bürokratie und Verzögerungen beim Transport alle Sparten betreffen. Die Entscheidung des Basler Messebetreibers MCH, die seit 2010 im Juni, der traditionellen Londoner Hochsaison des Altmeisterhandels, stattfindende Masterpiece-Messe für Kunst und Antiquitäten dieses Jahr ausfallen zu lassen, und die Streichung der Sommermesse in Olympia nähren die Sorgen um das Altmeistergeschäft und den Standort London als Zentrum des europäischen Markts.“

Auch in Spanien sei Alte Kunst immer noch ein Kassenschlager, resümiert Clementine Kügler das vergangene Auktionsjahr in der FAZ vom 21. Januar: „Einer Hitliste spanischer Meister gleichen die Spitzenverkäufe der spanischen Auktionshäuser des Jahres 2022: Diego de Velázquez, Francisco de Goya, Juan de Zurbarán, Pablo Picasso und Joaquín Sorolla. Die letzten beiden werden 2023 mit zahlreichen Ausstellungen zu ihrem fünfzigsten beziehungsweise hundertsten Todestag geehrt. Nummer eins bleibt für 3,5 Millionen Euro das 'Porträt eines Caballeros' von Velázquez, das im März im Madrider Haus Abalarte versteigert wurde (Taxe 2,5 bis drei Millionen Euro). Auf den zweiten Platz stieg im Juli eine 'Taufe Christi' von Goya. Das Bild ging für 2,5 Millionen Euro bei Abalarte an einen privaten Sammler.“

Paris kristallisiere sich in Europa immer mehr zum Zentrum des Marktes für Asisatika, beobachtet Sabine Spindler im Handelsblatt: „Wie in allen Kunstmarktbereichen hat der Brexit auch auf dem Feld der Asiatika zu Plattenverschiebungen geführt. Während Christie´s sich auf New York und Hongkong konzentriert, zeigt Sotheby´s starke Präsenz in Paris. Auch Bonhams schläft nicht. Seit Januar ist Carolin Schulten in Paris als Leiterin der Abteilung Chinesische Keramik und Kunst für Bonhams Cornette de Saint Cyr tätig. Insider schätzen sie als fachlich sehr kompetente und in Sammlerkreisen bestens vernetzte Expertin. Als damalige Senior Spezialistin von Sotheby´s akquirierte sie 2018 beispielsweise Kalligrafien aus einer deutschen Sammlung, die 10,5 Millionen Euro Umsatz einbrachten. Paris entwickelt sich zum neuen europäischen Zentrum für asiatische Kunst. „Das wird den Kampf um die Ware weiter erschweren. Alles Interessante wird nach Paris gehen“, befürchtet Michael Trautmann [Nagel Auktionen Stuttgart].“

Der Prozess um den Einbruch ins Dresdener Grüne Gewölbe bringt erstaunliche Einsichten. In der Beschreibung eines geständigen Bandenmitglieds klingt die Tat wie ein Lausbubenstreich: „Diese sei aus der Begeisterung 'einer anderen Person' von einer Klassenfahrt ins Grüne Gewölbe und dem dort ausgestellten Grünen Diamanten entstanden, der Plan über ein Jahr entwickelt worden“, schreibt das Redaktionsnetzwerk Deutschland. „So sei er auch bei zwei der Erkundungstouren nach Dresden zur Vorbereitung dabei gewesen. 'Ich wunderte mich, dass man sich so frei und unbemerkt dort bewegen konnte und das nicht bemerkt wurde', erklärte er.“

Das Trauerspiel um die vor einem Jahr für 471 Millionen Euro zur Zwangsversteigerung angebotenen Villa Ludovisi mit dem einzigen erhaltenen Deckengemälde Caravaggios steuert auf ein dramatisches Finale zu ,berichtet Karen Krüger in der FAZ: „Bei der nächsten Auktion am 6. April ist er auf nur mehr 140 Millionen Euro angesetzt. Bis zum eventuellen Verkauf hat die Prinzessin eigentlich das Recht, in der Villa zu wohnen. Doch nun hat ein Gericht in Rom die Räumung angeordnet. Die Prinzessin hat mindestens 15 und höchstens 60 Tage Zeit, aus dem Gebäude auszuziehen, in dem sie seit 2009 lebt. Der Grund: Sie halte das Anwesen nicht angemessen instand. Der Beweis dafür soll ein Marmorstück sein, das aus einer der Außenmauern brach und auf die Straße stürzte. Die Prinzessin glaubt an eine Intrige, mit der ihre drei Stiefsöhne sie aus der Villa vergraulen wollten.“ Möglicherweise wird es aber doch wieder nur ein Cliffhanger bis zur nächsten Folge.

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Dr. Stephan Zilkens | Zilkens Kunstversicherung