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Über den Wettbewerb zwischen London (Frieze) und Paris (Art Basel) hat Marcus Woeller mit der Frieze-Direktorin Eva Langret für die WeLT gesprochen: „'Paris und London haben eine Verbindung, und es gibt genug Platz für beide Städte, um zu glänzen', sagt die Französin Langret. 'Paris hat zuletzt große Aufmerksamkeit bekommen, das schafft eine interessante Situation. Wir haben viele Sammler, die beide London und Paris nacheinander besuchen wollen.' Diese Dynamik wolle man befördern. Das Vereinigte Königreich sei aber immer noch der größte Kunstmarkt von Europa, größer als der gesamte kontinentale Markt, so die Frieze-Leiterin, und nach dem Marktführer USA etwa gleichauf mit China. Kunstmessen würden immer auch vom Spirit der Städte leben, in denen sie stattfinden, sagt Eva Langret: 'London war schon immer vom [sic] Entdeckungslust der Jugend geprägt. Es hat einen Pioniergeist für neue Stimmen. Die Stadt ist in jeder Hinsicht vielfältig.' Und Paris? 'Paris ist einfach Paris.'“ Und die Frieze ist eine Messe und kein Auktionshaus, wo in London die großen Umsätze gemacht werden.
Die Künstler, die auf der Frieze nächste Woche die Einladungssektion Artist to Artist kuratieren, demonstrieren im Gespräch mit Farah Nayeri für die New York Times einen etwas differenzierteren Blick: „Während [Yinka] Shonibare sagte, er glaube nicht, dass 'das Zentrum der europäischen Kunstwelt London ganz verlassen wird', fügte er hinzu: 'Wir müssen einfach mehr tun, um Künstlern mehr Möglichkeiten und Räume zu bieten.' Paris tut genau das, sagte [Zineb] Sedira, eine französisch-algerische Künstlerin, die hauptsächlich mit Film und Fotografie arbeitet und in den 1980er Jahren nach London zog und nie wieder wegging. Sie verbringt jetzt einen Teil ihrer Zeit in Paris. In London, so sagte sie, koste ihr 20 Quadratmeter großes Künstleratelier 660 Dollar im Monat. In Paris zahle sie das Doppelte, habe aber ein Atelier-Apartment, das zehnmal so groß sei: ein von der Stadt Paris subventionierter Kunstraum, den sie auf Antrag (wie bei Sozialwohnungen) erhalten habe. 'In Paris boomt es gerade', sagte Sedira. 'Es gibt viele neue Kunsträume und private Stiftungen, die eröffnet werden, und es passiert noch viel mehr.'“
Über mehr Kunstmessen als Sammler verfüge Wien, spöttelt Olga Kronsteiner im Standard: „Im Laufe der vergangenen Jahre entwickelte sich Wien so auch zu einer Spielwiese für Veranstalter: Deren sieben, darunter zwei aus dem Ausland, werden kommendes Jahr von Februar bis inklusive November hier insgesamt 13 Kunstmessen abhalten.Das wirkt in Summe dann doch etwas ambitioniert, insbesondere angesichts weltweit verzeichneter rückläufiger Absatzquoten bei Kunst. Zumal die wirtschaftlichen Risiken ungleich verteilt sind: Die Teilnehmenden müssen die Standkosten bekanntlich unabhängig von etwaigen Verkaufserfolgen berappen.“
Einen Leitfaden (PDF) zur Verringerung des ökologischen Fußabdruck hat die Gallery Climate Coalition in Zusammenarbeit mit großen und kleinen Kunstmessen erarbeitet, den Louisa Buck im Art Newspaper vorstellt: „Frieze, Art Basel und Tefaf gehören zu den mehr als 40 Kunstmessen weltweit, die sich gemeinsam verpflichtet haben, ihre Emissionen bis 2030 um mindestens 50 % zu senken. Außerdem haben sie sich verpflichtet, nahezu abfallfrei zu arbeiten. Und es geht nicht nur um die großen Veranstaltungen: Auch kleinere Messen wie die Kopenhagener Chart und die neue Stage-Messe in Bregenz gehören zu den Unterzeichnern. Diese bahnbrechende Allianz wurde letzten Monat während der Klimawoche in New York ins Leben gerufen und war das Ergebnis von mehr als einem Jahr Diskussionen und Verhandlungen hinter den Kulissen, die von der internationalen Umweltorganisation Gallery Climate Coalition (GCC) vermittelt wurden“.
Die günstigsten Standpreise der Kunstmessen von Arco über Frieze bis Stage Bregenz habe ich für den Weltkunst Insider (noch kostenlos über Anmeldung) recherchiert.
Ein exklusives Geheimrezept zur Reduzierung der für Galerien mitunter existenzbedrohenden Messekosten verrät Magnus Resch in der WeLT (PDF): „Die großen Kunstmessen verlassen sich lieber weiterhin auf ein veraltetes Ertragsmodell, das zuverlässig Gewinne abwirft und die Eliten nicht vor den Kopf stößt: Standfläche anmieten und mit Aufschlag an Galerien weitervermieten. Für ein innovativeres Ertragsmodell muss man aber nicht weit blicken. [...] Eigenen Schätzungen zufolge trägt die Art Basel in Miami rund 500 Millionen Dollar zur lokalen Wirtschaft bei. Warum also nicht diese Geldquelle direkt anzapfen? Durch das Angebot umfassender Pakete, die beispielsweise Hotelzimmer und Abendessen, aber auch den Zugang zu Veranstaltungen beinhalten, könnten Kunstmessen die Gebühren für Galerien erheblich senken. Man könnte sogar so weit gehen, dass Galerien und Künstler kostenlos an den Messen teilnehmen und ausstellen können oder sogar entschädigt werden. [...] Diese Änderungen könnten den unmittelbaren finanziellen Druck auf die Galerien etwas lindern. Das Kernproblem des Kunstmarktes werden sie nicht lösen: Die Menschen kaufen immer seltener und weniger Kunst.“ Hübsche Idee, und die Art Basel bietet genau diese Pakete in Basel bereits an – Erfolg unbekannt. Doch sie tut das on top, nicht anstatt. Denn das Kernproblem der Konzernmessen wie Art Basel und Frieze dürfte eher der Fokus auf Gewinnmaximierung sein, nicht der Mangel an Ideen.
Die Auktion des Sammlungsnachlasses von Kasper König bei Van Ham in Köln hat Christiane Fricke im Saal für das Handelsblatt verfolgt: „Johann König, das jüngste der vier Kinder, macht davon lebhaften Gebrauch, nur vereinzelt gebremst von seiner Ehefrau. Vor ihm hat an diesem Abend sein Bruder Leo Platz genommen, Galerist in New York. Er bietet, Eisenbeis zufolge, jedoch im Auftrag von Kunden. Ein amerikanisches Ehepaar hat er neben sich sitzen. Der Saal ist voll. Es sind Schaulustige dabei, kenntnisreiche Beobachter wie der Kunstberater Jörg Michael Bertz und der Sammler Reiner Speck, aber auch viele mit Bieternummern ausgerüstete Sammlerinnen und Sammler quer durch alle Altersklassen. Selten ist so viel los in einem Auktionssaal.“ dpa meldet: „Insgesamt wechselten 250 Werke ihren Besitzer und spielten etwa sechs Millionen Euro ein, teilte das Auktionshaus Van Ham mit. Das entspreche einer Verkaufsquote nach Wert von 234 Prozent. Seit Dienstagabend ging die Sammlung unter den Hammer.“
Der Saisonauftakt der Auktionen in New York mit kleineren Veranstaltungen könnte ein schlechtes Omen für die kommenden Abendveranstaltungen sein, befürchtet Angelica Villa bei Artnews: „Letzte Woche veranstaltete Phillips zwei aufeinanderfolgende Auktionen für zeitgenössische Kunst in seiner New Yorker Zentrale und erzielte einen Gesamtumsatz von 7 Millionen US-Dollar mit Gebühren. Diese Auktionen werden vielleicht nicht so aufmerksam verfolgt wie die Abendauktionen im November von Phillips und seinen Konkurrenten, aber sie bieten einen Einblick in Trends, die im nächsten Monat auf dem Block zu sehen sein könnten. Die Experten von Phillips rechneten ursprünglich damit, dass die Auktion mit mehr als 200 Losen letzte Woche bis zu 9 Millionen US-Dollar einbringen würde. Aber fast 50 Lose blieben unverkauft, und die Gesamthammerpreise beliefen sich am Ende auf etwas mehr als 5 Millionen US-Dollar. Das verheißt vielleicht nichts Gutes für die November-Verkäufe.“
Warm anziehen müssen sich die Londoner Auktionshäuser zur Herbstsaison, glaubt Anne Reimers in der FAZ vom 5. Oktober: „Auffällig ist, dass Christie's und Sotheby's in der britischen Hauptstadt dieses mal nicht – wie sonst üblich zur Frieze – den Schwerpunkt auf junge Zeitgenossen legen. Hochpreisige Nachwuchskunst wird als riskante Geldanlage angesehen, und hohe Kreditzinsen schrecken Käufer ab, die schnellen Gewinn machen wollen. Etablierte Künstler mit langer Karriere oder abgeschlossenem Werk sind in unsicheren Zeiten gefragt.“ Den aktuellen Stand im Sotheby's-Drama fasse ich für das Handelsblatt zusammen.
Hamburg habe jetzt auch so etwas wie ein Gallery Weekend, berichtet Frank Kurzhals im Handelsblatt: „Eine bedeutende Kunstmesse hat Hamburg, die Stadt überproportional vieler Millionäre, bislang nicht hervorgebracht. Damit die Kunsthändler und Galeristen nicht aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden und nur noch von den immer gleichen hanseatischen Kunden aufgesucht werden, ist im vergangenen Jahr eine neue Marketinginitiative gestartet worden. […] Rothenbaum ist Vielfalt, lautet die Botschaft der Aktion. Das Ziel, Hamburg wieder auf die Karte der Kunststädte zu hieven, in denen relevante Händler und Galeristen arbeiten, ist damit einen kleinen Schritt nähergerückt.“
Die aktuelle Liste der Top 200 Collectors von Artnews ist online. Darunestr finden sich nur noch vier in Deutschland beheimatete Sammler/paare: Jutta und Siegfried Weishaupt, Julia Stoschek, Sabine und Hasso Plattner sowie Udo Brandhorst. Interessant ist auch die von Maximilíano Durón zusammengestellte Liste dessen, was einige der Aufgeführten im letzten Jahr gekauft haben.
Man muss immer nochmal auf das Veröffentlichungsdatum schauen, wenn die aktuelle Ausgabe des Kunstkompasses durch dpa angekündigt wird: „Der Maler Gerhard Richter (92) wird im Ranking "Kunstkompass" unverändert als weltweit wichtigster Künstler geführt. Seit nunmehr 21 Jahren behauptet der in Köln lebende Maler unangefochten die Spitzenposition in dem seit 54 Jahren bestehenden Ranking. Auch die nächsten Ränge sind unverändert: Auf Platz zwei bleibt der US-Künstler Bruce Nauman, dahinter folgen die beiden Deutschen Georg Baselitz und Rosemarie Trockel.“ Lustig wird es dann gegen Schluss, wenn auf der Liste der „Stars von morgen“ der inzwischen geadelte Sir Isaac Julien ganz oben steht und auf Rang Drei die Vorjahreserste Yayoi Kusama (Jahrgang 1929).
Der „Schöpfer“ eines der bekanntesten KI-generierten Bilder beschwert sich darüber, dass sein mit anderer Leute Kreativität erstelltes Bild kein Copyright genießt, schreibt Francesa Aton bei Artnews: „In der Klage behauptet [Jason M.] Allen, dass er das Urheberrecht für sein Werk Théâtre d'Opéra Spatial als Ausdruck seiner Kreativität erhalten sollte. Er beantragte die Eintragung des Urheberrechts für sein Werk, das einen futuristischen Königshof darstellt und 2022 den Wettbewerb der Kunstmesse des Bundesstaates gewann. Allen sagte in einer Erklärung, dass die Entscheidung des Urheberrechtsamtes 'mich in eine schreckliche Lage bringt, ohne Regressansprüche gegen andere, die meine Arbeit unverhohlen und wiederholt stehlen'.“ So dreist muss man erstmal sein.
Was Kunsthändler bei der Einfuhr beachten müssen, erklärt der Berliner Anwalt Zacharias Mawick im Weltkunst Insider (noch mit kostenloser Anmeldung) : „Es reicht heute nicht mehr aus, nur die eigenen Kulturgutgesetze zu kennen, wenn das persönliche Geschäfts- oder Sammelgebiet über die Grenzen des eigenen Landes hinausgeht. Sollen Kunstwerke oder Antiquitäten von bestimmtem Wert und Alter ein- oder ausgeführt werden, spielt zunehmend die legale Ausfuhr aus dem Ursprungsland – schlimmstenfalls aller potenzieller Ursprungsländer – eine Rolle. [...] Welche Maßnahmen sollte man ergreifen, um Kulturgüter in Zukunft weiterhin handelbar zu halten? Wie verhindert man schon im Vorfeld Probleme mit den zuständigen Behörden? Wir werden sehen, dass ein zentrales Hilfsmittel die gründliche Verwahrung und Pflege von Ein- und Ausfuhrpapieren sowie von jeglichen Provenienznachweisen ist, da diese in sämtlichen kulturgutbezogenen Verfahren eine immer wichtigere Rolle einnehmen.“
Nachdem Springer, Libertäre, Völkische und Marktradikale den öffentlich rechtlichen Rundfunk in einer jahrzehntelangen Kampagne sturmreif geschossen haben, ist es endlich soweit, und die gebührenfinanzierten Sender sollen abspecken. Dummerweise haben sich die Medienmächtigen für ihre Axt unter anderem ausgerechnet einen der wenigen Sender ausgesucht, der die Existenz des Modells überhaupt legitimiert: den Kultursender 3sat. Dabei macht dessen deutscher Anteil am Etat gerade einmal 2 Cent der Rundfunkbeitrags von monatlich aktuell 18 Euro 36 aus und summiert sich noch nicht einmal auf die Gehälter der 61 Mitglieder der Geschäftsleitung der verschiedenen ARD-Anstalten. Und nein - mit Übertragungen von Profisportwettkämpfen aus Diktaturen, Andreas Gabalier und Bares für Rares holt man keine AfD-Wähler zurück. Die maßgebliche Petition zum Erhalt von 3sat kann hier unterzeichnet werden.
Dem Münchener Galeristen Fred Jahn gratuliert Brita Sachs in der FAZ zum 80. Geburtstag: „Zu den Erfolgsrezepten von Fred Jahn gehört, dass er eigentlich immer da ist. Nur selten treffen Besucher und Kunden ihn nicht in seiner Galerie an, man schätzt die Gespräche mit dem Kunstfachmann – er weiß das, bietet einen Espresso an oder abends schon mal ein Glas Wein.“