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Kunstwoche

Kobels Kunstwoche

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Art Antwerp 2025; Foto Stefan Kobel
Art Antwerp 2025; Foto Stefan Kobel
Portraitfoto von Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 51 2025

Die Art Antwerp wird den Ausführungen Julia Stellmanns in der FAZ (Paywall) zufolge regionaler und internationaler zugleich: „Internationale Aussteller strebten [2021] damals wegen des pandemiebedingt leeren Messekalenders auf die wenigen abgehaltenen Veranstaltungen. Bei vielen Galerien, auch aus Deutschland, blieben die Verkäufe jedoch mager, sodass die Messe mit jeder weiteren Ausgabe an Internationalität einbüßte. Inzwischen ist die Art Antwerp eine echte Regionalmesse, auf der vor allem figurative Malerei aus Belgien feilgeboten wird – und das offenbar mit Erfolg. [...] Mit 79 Galerien aus elf Ländern hat sich die Anzahl der Aussteller auf der Art Antwerp gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. 43 Prozent kommen aus dem Inland, rund ein Viertel aus den Niederlanden. Deutlich stärker geworden ist der Zuspruch aus Frankreich“. Letztes Jahr lag der Anteil belgischer Aussteller übrigens noch über 50 Prozent. Ich war für das Handelsblatt und Artmagazine in Antwerpen.

Den Umgang der Art Basel mit Galerien, die ihre Teilnahme an der Ausgabe in Miami Beach abgesagt haben, untersucht Katya Kazakina für Artnet (evtl. Paywall): „Nach einem dreijährigen Rückgang des Marktes haben viele Teilnehmer der Art Basel zu kämpfen. Einige haben geschlossen, einige wenige (wie Blum und Clearing) auf spektakuläre Weise. Eine schlechte Woche im Miami Beach Convention Center könnte zu weiteren Schließungen führen. Händler versuchen, ihre Gemeinkosten zu senken, und Kunstmessen gehören zu ihren größten Kostenfaktoren. Als die Art Basel im Juli ihre Galerieliste für Miami Beach veröffentlichte, fehlten unter anderem die Londoner Galerie Sadie Coles HQ in der üblichen Aufstellung. Nach einem brutalen Sommer in der Kunstbranche beschlossen einige Aussteller, sich von der Liste streichen zu lassen. (Galerien mussten sich bis zum 1. August zurückziehen, um 100 Prozent ihrer Standgebühr zurückzubekommen, und bis zum 1. Oktober, um 50 Prozent zurückzubekommen.) Einige, wie Tilton, Alison Jacques und Edward Tyler Nahem, zogen sich nach Ablauf der Frist im August zurück, wie aus einem frühen Grundriss hervorgeht, den ich gesehen habe. Man kann davon ausgehen, dass sie Stornogebühren zahlen mussten.“

Veränderungen bei Messe und Medien hat Naomi Rea für Artnet in Miami aufgezeichnet: „Die Verantwortlichen der Art Basel haben erkannt, dass sich die Lage verändert. Anfang der Woche gab das Unternehmen bekannt, dass es Elena Soboleva, die ehemalige Direktorin für Online-Vertrieb bei David Zwirner, als globale Leiterin für Publikumswachstum und -analyse eingestellt hat. Sie wird sich darauf konzentrieren, die nächste Generation von Sammlern anzusprechen. Die gleiche Neuausrichtung lässt sich auch im Medienumfeld der Messe beobachten. Es gab mehr Kunstpublikationen, die mit der Kamera unterwegs waren, kurze Videos und Live-Streaming-Podcasts produzierten und gleichzeitig ihre Marktberichte vorbereiteten. 'Ich bin jetzt Content Creator', witzelte Tim Schneider von Gray Market, ein ehemaliger Artnet-Mitarbeiter, der jetzt als unabhängiger Wirtschaftsjournalist tätig ist.“

Einen vergnüglichen („NFT-Klassenclown Beeple“) Vergleich aller vier Art Basel-Messen dieses Jahres stellt Jason Farago in der New York Times an: „Miami Beach wirkt nun, ähnlich wie Hongkong, wie eine regionale Ausgabe, die sich direkt an amerikanische Sammler richtet, so wie Hongkong sich an asiatische Sammler richtet, mit einer Mischung aus guten, aber nicht lebensverändernden historischen Werken [...] und von South Beach validierter vulgärer Pop-Art. Sowohl in Hongkong als auch in Miami Beach sah ich denselben 2,40 Meter großen, vollbusigen, vergoldeten „sexy Roboter”, der vom japanischen Künstler Hajime Sorayama geschaffen wurde und in einer verspiegelten Box schwebte. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob diese wiederholte Begegnung die CO2-Emissionen wert war. Jedem sein Basel, jedem sein Vibe. Auf allen vier Messen begegnet man Werbemaßnahmen von Ausstattern für Privatjets und Herstellern von Uhren im siebenstelligen Bereich (Hopp Schwiiz!); auf allen gibt es Handkarren, die offiziellen Sponsor-Champagner verkaufen, allerdings hat nur der Schweizer Veranstaltungsort eine Fondue-Station. In Paris ist das Tragen einer Krawatte von Vorteil; in Basel tragen einige Deutschsprachige Filzjacken im Gentleman-Farmer-Stil; in Hongkong muss man sich in Schichten kleiden, wenn man von der feuchten Megacity zur klimatisierten Messe geht; in Miami Beach sind sowohl große Logos als auch kleine Schoßhündchen willkommen.“

Wie die Staaten der Golfregion ihre kulturelle Infrastruktur mit westlicher Expertise aufbauen, erläutert Cristina Ruiz ausführlich bei Artnet: „Der saudische Künstler Ahmed Mater begrüßt ebenfalls die Einstellung ausländischer Fachkräfte. 'Wir brauchen Fachwissen am Golf und sollten mit jedem zusammenarbeiten, der uns dieses aus den USA, Großbritannien, Ägypten, Japan oder anderen Ländern liefern kann', sagte er. Er warnte jedoch davor, dass der umfangreiche Einsatz von Beratungsunternehmen auch Risiken mit sich bringe. Seit MBS an die Macht gekommen ist, stützt sich Saudi-Arabien stark auf große Unternehmen wie McKinsey, KPMG und PricewaterhouseCoopers, um seinen Plan zur wirtschaftlichen Transformation umzusetzen. „Sie konzentrieren sich auf Besucherzahlen, die berühmtesten Kunstwerke, die Institutionen erwerben können, Blockbuster-Programme – Beratungsfirmen sind benchmarkorientierte Unternehmen“, sagte Mater. Der Künstler, der in seinem demnächst erscheinenden Buch 'Prognosis/Saudi Arabia: an artist’s odyssey' (Booth Clibborn Editions, 2026) über die Beziehung Saudi-Arabiens zu diesen großen Unternehmen geschrieben hat, befürchtet, dass dadurch die Möglichkeit verloren geht, Institutionen organisch von der Basis aus aufzubauen. 'Berater prägen unsere Kultur und entscheiden, wie sie aussehen soll. Die Landschaft muss vielfältiger werden.'“

Mit dem Umzug ins Met Breuer Building in New York stelle sich Sotheby's breiter auf, erklärt Elisa Carollo im Observer: „Es ist auffällig, wie Sotheby's weltweit die Grenze zwischen Museum und Luxusmarke auslotet und eine Form der bewussten Markenverwässerung einsetzt, um sein symbolisches Kapital über Preisklassen und Zielgruppen hinweg zu vervielfachen – in einer Wirtschaft, die von Inhalten, Erlebnissen und Spektakel geprägt ist. Insgesamt scheint die Einführung ein erfolgreicher Ausdruck der 'New World'-Erfahrung von Sotheby's zu sein, in deren Rahmen das Auktionshaus Flagship-Stores im Boutique-Stil in Hongkong, Paris und nun auch in New York eröffnet hat. Diese bieten ein umfassendes, kategorieübergreifendes Luxuserlebnis, das weit über die traditionellen Insider der Kunstwelt hinausgeht und Besucher anspricht, die vielleicht nicht auf Auktionen kaufen, sich aber auf anderen Ebenen mit der Marke Sotheby's beschäftigen, sei es durch den Kauf von einzigartigem Schmuck oder von Souvenirs aus Ausstellungen.“

Das Auflösung von Trends auf dem Kunstmarkt liest Sabine Spindler aus den Auktionen bei Ketterer in München für das Handelsblatt: „Jahrzehntelang gab es Trends auf dem Auktionsmarkt. Nach den Expressionisten kam die ZERO-Welle, dann erlebte die Pop-Art ein Revival. 'Heute ist das anders', sagte Robert Ketterer dem Handelsblatt Ende letzter Woche, kurz nach den vielen Höhenflügen der 600. Auktion mit moderner und zeitgenössischer Kunst. 'Der neue Trend heißt: Künstler als Marke.' Allein die acht Millionenerlöse geben ihm wohl recht.“ In der FAZ vom 13. Dezember schreibt Brita Sachs: „Der Gesamtumsatz von 51 Millionen Euro (inklusive Aufgeld, ohne Privatverkäufe) im zweiten Halbjahr 2025 bringt Ketterer zum 15. Mal in Folge in die Spitzenposition unter den deutschen Kunstversteigerern. 2,3 Millionen trug die Buchauktion in Hamburg bei, die mit der Goethe-Briefsammlung von Walter Barth glänzte. 23 Lose daraus konnte das Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik-Stiftung Weimar erwerben.“

Die Auktionen bei Lempertz in Köln resümiert Christiane Fricke für das Handelsblatt: „Henrik Hanstein, Geschäftsführer des Auktionshauses Lempertz, klingt erschöpft, als er nach einer vollen Auktionswoche Bilanz zieht. 'Der ganze Markt hat schon mal bessere Jahre gehabt.' Aber die Auktionen stünden besser da. Hanstein denkt an die vielen Galerien, denen das Wasser bis zum Hals steht, nicht an das eigene Haus. Hinter ihm liegen die Fotoauktion, die Abendauktion – ein Mix mit Altmeistern, drei Juwelen und einem römischen Relieffragment – sowie die Tagauktionen für moderne und zeitgenössische Kunst. [...9 Mit Aufgeld kamen vor einem gut gefüllten Saal auch 6,6 Millionen Euro Umsatz zusammen, die Nachverkäufe eingerechnet. Mit den Day-Sales summiert sich das Ergebnis auf 11,49 Millionen Euro für circa 395 Lose ohne die Fotoauktion.“

Über einen Schlusspunkt berichtet Ursula Scheer in der FAZ vom 13. Dezember in ihrem Nachbericht zu den Auktionen bei Van Ham in Köln: „Unter den Werken aus dem Bestand der insolventen Münchner Galerie Thomas setzte Wojciech Fangors Quadratkomposition 'E 31' in leuchtenden Farben, mit der er 1966 auf Josef Albers rekurrierte, das Highlight und verdoppelte mit 125.000 Euro seine Untertaxe.“

Die niedrigen Startpreise einer Online-Auktion im Dorotheum lassen Freddy Langer in der FAZ vom 13. Dezember schäumen: „Tschüss, Noblesse, hallo, Baumarkt. Nun sind Fotografien vielleicht etwas anderes als Objekte fürs Badezimmer, und das ehrwürdige Wiener Auktionshaus Dorotheum wird man nicht mit Ebay vergleichen wollen. Doch wie dort bis zum 15. Dezember um 14 Uhr die 'Photographic Treasures from Daniel Blau Gallery' online versteigert werden, macht den Eindruck eines Verkaufs von der Resterampe herunter.“ Dürfen wir jetzt jede Woche drei solcher Artikel erwarten, immer wenn der Autor irgendwo auf eine Internet-Versteigerung stößt, bei denen diese Praxis nicht ungewöhnlich ist?

Annie Armstrong, die Verfasserin der Kolumne „Wet Paint“ gibt ihren Abschied von Artnet (evtl. Paywall) bekannt: „Wie geht es mit der Kolumne weiter? Die Suche nach dem nächsten Darsteller für die Rolle des Bond beginnt von Neuem. In der Zwischenzeit habe ich gehört, dass im neuen Jahr mehrere Gastautoren den Titel übernehmen werden, also bleiben Sie dran. Was mich betrifft, so werde ich mich auf ein neues Abenteuer begeben, Details dazu werden bald bekannt gegeben, aber es wird mich nie so weit von der Kunstwelt entfernen, dass ich nicht neugierig darauf bin, was dort vor sich geht.“ Ihre Antwort auf die Frage, ob ihr Weggang in irgendeiner Form mit dem neuen Eigentümer zusammenhänge: „Kein Kommentar.“ Womöglich ist das Unternehmen mit der Übernahme durch die Beowulff Capital des Finanzinvestors Andrew E. Wolff vom Regen in die Traufe gekommen.