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DC Open RendezVous Brussels Frankfurt Art Experience; Foto Stefan Kobel
DC Open RendezVous Brussels Frankfurt Art Experience; Foto Stefan Kobel
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 37 2025

Erleichterung in New York: Nach übereinstimmenden Berichten auch der ernstzunehmenden Presse scheint die Armory gut gelaufen zu sein. Elisa Carollo berichtet im Observer: „Amerikanische Sammler scheinen den Back-to-School-Spirit dieses Jahr ernst genommen zu haben, denn mehrere Händler berichten von einem lebhaften und erfolgreichen ersten Tag auf der Armory Show. Die New Yorker Messe – eine der etabliertesten und traditionsreichsten der Stadt – wurde gestern, am 4. September, im Javits Center eröffnet und übertraf schnell die Erwartungen in allen Preisklassen. Die Händler sind nun vorsichtig optimistisch, dass diese Saison zumindest für den US-Markt den Beginn einer gesünderen Phase markieren könnte.“ Ähnliche Worte findet Valentina di Liscia, die bei Hyperallergic vor allem auf die Newcomer blickt: „Trotz aller Gerüchte über einen Marktabschwung, Galerieschließungen und Umwälzungen auf Kunstmessen herrschte während der VIP-Vorschau der Armory Show am Donnerstag, dem 4. September, in den tristen Hallen des Javits Center eine aufgeregte Stimmung wie am ersten Schultag. Oft begleiteten die Künstler selbst die Galeristen, die die Anfragen der Sammler beantworteten. Viele von ihnen stellten zum ersten Mal auf der modernen Neuauflage der historischen Ausstellung aus, auf der Marcel Duchamp 1912 das amerikanische Publikum mit seinem schwindelerregenden Werk 'Akt, eine Treppe hinabsteigend, Nr. 2' schockierte.“ Auch Daniel Cassidy und Harrison Jacobs haben für Artnews einen ermutigenden Eindruck von der Vernissage mitgenommen: „Am Donnerstagmorgen war noch unklar, was von der diesjährigen Ausgabe der Armory Show zu erwarten war. Aber um 11 Uhr – dem Startschuss für die VIP-Vorschau am Donnerstag – reichten die Warteschlangen bis zum Ende des gläsernen Atriums des Javits Center. Fast eine Stunde lang gab es kein Ende der Schlangen, als die Besucher in Outfits, die von traditionellen blauen Blazern und fließenden Kleidern bis hin zu eleganter Abendgarderobe reichten, in die Halle strömten. Die Besucherzahlen waren ein willkommenes Zeichen für den Kunstmarkt, nachdem ein unruhiger Frühling einem Sommer mit Galerieschließungen, Gerichtsverfahren und Messeabsagen gewichen war. Am Donnerstag war die Stimmung jedoch vorsichtig optimistisch. Kein Händler behauptete, dass dies der beste VIP-Tag seiner Karriere gewesen sei, aber viele sagten gegenüber ARTnews, dass das langsamere Tempo mit ernsthaftem Interesse einherging.“

Positives berichtet auch Laura Storfner aus Korea für das Handelsblatt:„Vor der Kunstwoche war die Stimmung in Seoul gedrückt. Galeristen klagten über ein zähes erstes Halbjahr und setzten ihre Hoffnung auf die Messen, die den Herbst einläuten: die traditionsreiche Kiaf, veranstaltet vom südkoreanischen Galeristenverband, und die Frieze, die zum vierten Mal Megagalerien wie Hauser & Wirth und Zwirner nach Seoul bringt. Doch die globalen Entwicklungen ziehen auch an Korea nicht spurlos vorüber. So gingen die Gesamtverkäufe im Land, dessen Markt während der Covid-Jahre boomte, schon 2024 um 15 Prozent zurück. Das lässt potenzielle Teilnehmer abwägen, ob sich die Reise lohnt. Michael Werner und Neugerriemschneider kehren in diesem Jahr nicht zurück. Stattdessen trifft man viele südkoreanische Galeristen mit Arbeiten im Einsteigersegment, die auf der Frieze ihr Glück versuchen. Von Trübsal ist am Eröffnungstag im COEX in Gangnam, wo beide Messen stattfinden, nichts zu spüren. Hauser & Wirth melden den teuersten Verkauf seit der Erstausgabe der Seouler Frieze 2022 mit einem Triptychon von Mark Bradford für 4,5 Millionen Dollar.“ Ein Galerist, der am Eröffnungstag einer Messe Trübsal bläst, hätte seinen Beruf allerdings auch verfehlt. Nicht ganz so rosig ist das Bild, das Hok-Hang Cheung bei Artnews von der Situation in Korea zeichnet: „Sojung Kang, Direktorin der einheimischen Schwergewicht-Galerie Arario Gallery, wies darauf hin, dass die Wirtschaft zwar schwächelt, aber nicht zusammenbricht, da koreanische Sammler weiterhin kaufen, insbesondere wenn die angebotenen Werke überzeugend sind. Allerdings boomt der Markt nicht in allen Bereichen. Rund 40 Galerien nahmen an der diesjährigen Ausgabe nicht teil, und die hohen Verkaufszahlen der Mega-Galerien bestätigten, was viele Insider über Korea sagen: Sammler bevorzugen nach wie vor traditionelle Medien wie Malerei und Skulptur sowie etablierte Blue-Chip-Namen, auch wenn die Museen des Landes experimentellere Praktiken begrüßen.“

Die kleine Messe Art-o-Rama in Marseille hat Sarah Moroz für den Observer besucht: „Die DS Galerie, ein Pariser Raum im Marais, nahm zum vierten Mal teil. Der Vertreter der Galerie, Ulysse Feuvrier, sagte, Marseille sei 'ein Ökosystem, das immer mehr wächst', doch die Größe der Messe sei überschaubar. 'Das Format ist nicht überladen, sodass man mehr Zeit hat, sich alles anzusehen und sich auszutauschen ... Es ist eine andere Art, das Jahr zu beginnen als die Frieze Seoul.'“

Susanne Schreibers Herz schlägt für das Rheinland, lässt sich ihrem Rundgang über die DC Open für das Handelsblatt entnehmen: „Das Rheinland vibriert bis heute. Neu zugezogene, ambitionierte Galerien wie Gathering aus London, LC Queisser aus Tiflis, Josey aus Norwich beweisen die ungebrochene Anziehungskraft von Köln. Düsseldorf hat sich die Pariser Galerie Petrine ausgesucht für ihre erst im April eröffnete Dependance am Rhein. In beiden Metropolen bilden Kunsthochschulen den Nachwuchs aus, geben Sammler ihre Leidenschaft an die zweite und dritte Generation weiter, sorgen große Museen und Institutionen für Orientierung. Da fühlen sich neue wie alteingesessene Galeristen wohl.“ Auch Georg Imdahl ist in der FAZ von der Region angetan: „Voller Energie starten an diesem Wochenende die Düsseldorfer und Kölner Galerien zum 17. Mal als „DC Open“ in die Herbstsaison, obwohl die Umsätze der Branche – siehe unten stehenden Artikel – zuletzt zu wünschen übrig ließen. Auch ein erfolgreicher Generationenumbruch macht sich im Rheinland hier und da bemerkbar, und die Jüngeren sammeln Erfahrungen, über die sie sich nicht einmal beklagen.

Auf der Suche nach einer Klammer für Ein- und Ausstieg zu ihrem Bericht aus Brüssel in der FAZ greift Julia Stellmann hoch: „Kunst kann ähnliche Gefühle wecken wie ein erstes Date: Aufregung, Enttäuschung oder bestenfalls das ganz große Glück. Die Erwartungen an die unter dem Titel 'RendezVous' firmierende, erstmalig offiziell stattfindende 'Art Week Brussels' sind entsprechend hoch. [...] Ob offizielle Teilnahme oder nicht – für das Publikum macht das keinen großen Unterschied. So präsentiert sich die Brüsseler Szene, auch dank Produzentengalerien, Off-Spaces und privater Sammlungen, von ihrer besten Seite. Das Unerklärliche steht gleich in mehreren Shows im Fokus – fast so wie bei einem richtig guten Rendezvous.“ Den Saisonstart in Brüssel habe ich für das Handelsblatt besucht. Dort, im Rheinland und in Frankfurt war ich für Artmagazine.

Der deutsche Kunstmarkt zeige sich auf niedrigem Niveau resilient, resümiert Christiane Meixner im Handelsblatt die IFSE-Studie von Hergen Woebken: „Für Deutschland geht sein Institut von 600 Millionen Euro Gesamtumsatz aller Galerien im Jahr 2024 aus – und auch das liegt deutlich unter jenen 890 Millionen Euro, die die vorangegangene Galerienstudie von 2020 ergab. Die Zeiten des Booms, konstatiert Woebken, in denen das Sammeln von Kunst hip war, seien endgültig vorüber. Dennoch gäbe es positive Signale. Dazu zähle die seit Januar erneut ermäßigte Umsatzsteuer auf Kunst von 7 Prozent. Zum anderen geht aus der aktuellen Studie hervor, dass knapp die Hälfte der Kunstkäufe in Galerien 2024 von Neukunden getätigt wurde. Für die Umfrage schrieb das Institut online 500 Galerien an, die Antworten von 150 Teilnehmern konnten am Ende ausgewertet werden. Die meisten Rückmeldungen gab es aus Berlin, es folgten Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hamburg und Bayern. Etwas mehr als die Hälfte dieser Galerien erzielt einen Jahresumsatz von unter 400.000 Euro, 28 Prozent liegen im Segment zwischen 400.000 und 1,5 Millionen Euro und nur 13 Prozent überschreiten die Marke von 1,5 Millionen Euro.“ Der Evangelische Pressedienst epd fasst die Ergebnisse der Studie ebenfalls zusammen: „Der pandemiebedingte Rückgang von etwa zehn Prozent der Arbeitsplätze sei inzwischen weitgehend kompensiert. Insgesamt hätten die Galerien mehr als 3.000 Arbeitsplätze geschaffen. Der überwiegende Anteil beschäftige dabei bis zu drei Personen. In 39 Prozent der Galerien wird demnach der meiste Umsatz mit Arbeiten zwischen 1000 und 5000 Euro gemacht, bei weiteren 30 Prozent im Bereich zwischen 5.000 und 10.000 Euro.“ Die Zahl der verschickten Fragebögen wie die Rücklaufquote verbieten zwar die Verwendung des wissenschaftlichen Begriffs „repräsentativ“, allerdings sieht es bei allen anderen Untersuchungen zum Primärmarkt nicht besser aus.

Das Ende der aktuell marktbeherrschenden stromlinienförmigen Kunst versucht Elisa Carollo im Observer herbeizuschreiben: „In einer kulturellen Zeit, die von Krisen, Dringlichkeit und Fragmentierung geprägt ist, wenden sich sowohl Sammler als auch Institutionen möglicherweise endlich von Kunst ab, die ihnen nichts abverlangt. Was jetzt Anklang findet, sind Werke, die nach außen und in die Tiefe gehen – hin zu universellen Themen, die über Identität und Kontext hinausgehen. Kunst, die zum Nachdenken anregt, statt abzulenken; Werke, die Raum für Kontemplation, emotionale Tiefe und Komplexität bieten, statt den reibungslosen Konsum eines Bildlaufs nachzuahmen.“ Wäre ja schön, wenn die Entwicklung ihr Recht gäbe.

Einen Abgang an der Spitze der Art Basel Paris meldet Benjamin Sutton im Art Newspaper (evtl. Paywall): „Clément Delépine, seit Frühjahr 2022 Direktor der Art Basel Paris, wird nach Abschluss der diesjährigen Messe (22.-26. Oktober) sein Amt niederlegen, um die Leitung von Lafayette Anticipations zu übernehmen. Er tritt die Nachfolge von Rebecca Lamarche-Vadel an, die seit sechs Jahren Direktorin von Lafayette Anticipations ist. Sein erster Arbeitstag in der neuen Position ist der 17. November“.

Klaus Albrecht Schröders Weg von der Albertina in die freie Wirtschaft beschreibt Stefan Weiss im Wiener Standard: „Dass er, der längstgediente und umtriebigste Museumsmacher des Landes, sich nach der Albertina zur Ruhe setzen würde, habe zu Recht niemand geglaubt. Er sei mit Angeboten aus dem In- und Ausland überschüttet worden, Basel oder München habe er zugunsten von Wien eine Absage erteilt, im Umland habe er sich zuletzt ein kleines, schmuckes Häuschen gebaut – ja, auch das selbst entworfen. […] Das WAM wurde 2024 von einer privaten Investoren- und Sammlergruppe um den Kunsthändler Philipp Konzett gegründet. Kern des Hauses ist die Sammlung der ehemaligen Muehl-Kommune Friedrichshof. Bisher agierte Konzett als Geschäftsführer, das übernimmt nun Schröder. Die inhaltliche Leiterin, Julia Moebus-Puck, bleibt, wird aber hinnehmen müssen, dass sich Schröder auch beim Programm stark einmischen wird. Noch ziehen aber alle an einem Strang, wie man den erfreuten Gesichtern entnahm, und streuen einander ihre Expertise betreffend Rosen.“