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VIP-Pässe für den Höchstbietenden
VIP-Pässe für den Höchstbietenden
Stefan Kobel

Stefan Kobel

Kobels Kunstwoche 42 2025

Am Persischen Golf ist ein Verdrängungswettbewerb der Kunstmessen ausgebrochen. Nachdem sich zunächst die Art Dubai mit einem neuen Leitungsteam internationaler aufgestellt hatte, gab die Art Basel im Mai die Gründung einer neuen Messe in Katar bekannt. Geplant wurde zunächst mit rund 50 Galerien. Tatsächlich nehmen an der Premiere der Art Basel Qatar knapp 90 Aussteller teil. Jetzt überrascht die Frieze mit der Übernahme der Abu Dhabi Art, wie ich bei Artmagazine melde. Pikant an der Golf-Rally ist die Tatsche, dass die staatliche Qatar Investment selbst an der Frieze beteiligt ist, wie Maximilíano Durón bei Artnews meldet. Damit macht der Golfstaat indirekt der eigenen Veranstaltung Konkurrenz. Neben Katar, Dubai und Abu Dhabi versucht auch noch Saudi-Arabien mit der Art Week Riyadh, internationale Galerien auf die arabische Halbinsel zu locken. Das kann nicht für alle gutgehen. Gewinnen wird möglicherweise, wer mit dem meisten Geld um sich wirft. Bis Dienstag versteigert Qatar Airways fünf VIP-Pässe für die Art Basel Paris gegen Flugmeilen. Kleiner Wermutstropfen: Die Karten gelten erst ab Donnerstag, 23. Oktober.

Warum Hamburg keine bedeutende Kunstmesse hat, versucht Frank Kurzhals für das Handelsblatt herauszufinden: „Eine Messe ist aber wohl noch nicht in Sicht. Denn hanseatische Galerien sind vorsichtig: Risiko minimieren, langsam wachsen, aus Fehlern anderer lernen und wenig Geld ausgeben, lauten hier die Devisen. Alles hanseatische Tugenden, jedenfalls dem Klischee nach. Dafür wird auf Bewährtes zurückgegriffen. Nach dem Berliner Vorbild soll etwas zwischen Art Week und Gallery Weekend entstehen. Aber bis aus den Anstrengungen ein veritabler Leuchtturm geworden ist, muss wohl noch sehr viel Wasser die Elbe herunterfließen.“

Trotz der toxischen Herrschaft von Patrick Drahi sieht Ursula Scheer in der FAZ Licht am Ende des Tunnels für Sotheby's: „Tatsächlich ist seit dem Besitzerwechsel bei Sotheby’s einiges geschehen: die Digitalisierung des Geschäfts während der Pandemie, danach erst die Überhitzung, dann die Abkühlung des Markts, Hunderte Entlassungen, die Verlagerung der Gewichte auf Luxusgüter und Privatverkäufe, der Nahe Osten als Region von wachsendem Interesse. All das sind Trends, die nicht auf Sotheby’s beschränkt sind, dort nur ungeschmeidiger durchzuschlagen scheinen als anderswo – und mit weniger überzeugendem Geschäftsergebnis. Nun aber sieht es nach einem Herbst der Triumphe aus, in dem Sotheby’s ordentlich Umsatz machen und seinem Renommee als Kunstversteigerer wieder neuen Glanz verleihen könnte.“

Der Blick zurück ist bei Hauser & Wirth nicht schön, berichtet Josh Spiro in der Financial Times (Paywall): "Die Gewinne der britischen Tochtergesellschaft von Hauser & Wirth, einer der weltweit größten und einflussreichsten Kunstgalerien, gingen 2024 um fast 90 Prozent zurück, da der globale Kunstmarkt mit einer mehrjährigen Flaute zu kämpfen hatte. Hauser & Wirth, die Künstler wie Frank Bowling, George Condo und Cindy Sherman vertreten, gaben bekannt, dass der Gewinn vor Steuern im letzten Jahr von 9,3 Millionen Pfund im Jahr 2023 auf 1,2 Millionen Pfund gesunken ist, da sich der Umsatz von 144 Millionen Pfund im Vorjahr auf 68 Millionen Pfund mehr als halbiert hat." Auf den FT-Text beruft sich Daniel Cassady bei Artnews.

Die Vergreisung der deutschen Galeristenschaft befürchtet Johannes Wendland im Handelsblatt: „Eine Sorge, die auch Birgit Maria Sturm, Geschäftsführerin vom Bundesverband deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG), teilt. 'Viele unserer Mitglieder sind bereits über 70 und arbeiten einfach immer weiter', sagt sie. Faktoren wie die wachsenden bürokratischen Anforderungen und die wirtschaftlichen Risiken würden viele Nachkommen abschrecken, die Galerie zu übernehmen. Obwohl es auch Beispiele für erfolgreiche Nachfolgeregelungen gebe, wie Sturm sagt. Eine unklare Nachfolgeregelung in einer Galerie stellt nicht zuletzt für die Künstler ein Problem dar. Schließlich ist es keinesfalls sicher, nach der Schließung eine neue Vertretung zu finden. Ähnliches gilt für Künstlernachlässe, die häufig von Galerien betreut werden.“ Die Anfang September erschienene IFSE-Studie (PDF), auf die der Autor sich beruft, krankt jedoch wie viele Kunstmarktstudien an der Methode, die sich auf Fragebögen stützt. Es ist wahrscheinlich nicht zu weit hergeholt anzunehmen, dass ganz junge Galeristen weder Ressourcen, noch Lust haben, auf 69 Fragen zu antworten. Dass die Hälfte der Antwortenden in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen wollen, gibt jedoch zu denken.

In zwölf Kategorien listet Artnews die seiner Meinung nach führenden Dienstleister der Kunstbranche in den USA auf, von Advisory bis Storage.

Vertreter von einigen dieser Firmen kommen in einem Artikel von Francesca Aton und Karen K. Ho für Artnews über die Auswirkungen der Brände in Kalifornien auf Kunstversicherungen zu Wort: „Es könnte ebenso lange dauern, bis feststeht, wie sich diese Katastrophe auf den gesamten Versicherungsmarkt auswirken wird. Laut Knowledge at Wharton, einer von der University of Pennsylvania herausgegebenen Zeitschrift, strebten die Versicherer bereits Ende Januar 'erhebliche Prämienerhöhungen zwischen 30 und 50 Prozent' an. Schätzungen der versicherten Schäden reichen laut einem Bericht der UCLA Anderson School of Management von 20 bis 44,5 Milliarden US-Dollar. Experten für Kunstversicherungen erklärten gegenüber ARTnews, dass sie ähnliche Berichte von Insurance Business Journal, Morningstar DBRS, Wells Fargo, Goldman Sachs und Moody's geprüft hätten, wiesen jedoch darauf hin, dass diese ersten Schätzungen und Verluste nur für einige wenige Versicherungsgesellschaften gelten. [Christopher Wise, Vizepräsident von Risk Strategies] fügte hinzu, dass die Versicherer, mit denen er gesprochen habe, 'an den Zahlen zweifeln'.“

Auf steuerliche Fallstricke beim Handel mit NFTs weist der Berliner Steuerberater Florian Zadowsky in der FAZ (Paywall) hin: „So sind NFT oftmals Spekulationsobjekte in Reinform. Bis heute gibt es Kollektionen, bei denen einzelne NFT im sechsstelligen Bereich gehandelt werden. Obwohl Blockchain-Technologie und insbesondere NFT kompliziert sind, will auch der Fiskus ein Wort mitreden. Unlängst beschäftigte sich das Niedersächsische Finanzgericht in puncto Umsatzsteuer mit solchen Token und unterwarf den Verkauf einer Vielzahl an NFT der Umsatzsteuer (Urteil vom 10. Juli 2025, 5 K 26/24). Das Urteil müssen Steuerpflichtige nun auf ihren jeweiligen Einzelfall übertragen. In Sachen Umsatzsteuer müssen sie prüfen, ob ihr konkreter Verkauf von NFT zum Status als umsatzsteuerlicher Unternehmer führt.“ Wobei die Umsatzsteuer allerdings das geringste Problem derjenigen sein dürfte, die in der Vergangenheit mit NFTs gezockt haben. Denn die Frage nach der Umsatzsteuer steht ja in direktem Zusammenhang mit einer Handelstätigkeit, die wiederum der Einkommensteuer unterliegt und möglicherweise als Gewerbe angemeldet werden muss. Das dürften längst nicht alle auf dem Schirm haben, die mit Affenbildchen und ähnlichem schnelles Geld verdient haben.

Allerdings sind NFTs einem aktuellen Gerichtsurteil (PDF) in den USA zufolge keine Wertpapiere, berichtet Margaret Attridge im Courthouse News Service: „Ein Bundesrichter wies am Mittwoch eine Sammelklage von Sammlern nicht fungibler Token und Kryptowährungen ab, die behaupteten, dass Yuga Labs, das Unternehmen, das den Bored Ape Yacht Club NFT geschaffen hat, sich mit Prominenten abgesprochen habe, um die Preise seiner Produkte künstlich in die Höhe zu treiben. Der von Barack Obama ernannte US-Bezirksrichter Fernando Olguin stellte fest, dass die Kläger nicht nachweisen konnten, dass die von Yuga Labs geschaffenen digitalen Vermögenswerte, darunter die NFT-Sammlung 'Bored Ape Yacht Club' und die Kryptowährung ApeCoin, Wertpapiere sind.“

Ein bisschen mehr Labubu wagen sollte die Kunstwelt, dann klappt es auch mit der Gen Z und dem Umsatz, glaubt Elisa Carollo vom Observer: „Jüngsten Umfragen zufolge hat der weltweite Markt für Sammlerstücke im Jahr 2025 einen Wert von über 496 Milliarden US-Dollar erreicht. Wenn die Kunstwelt einen Rückgang sowohl ihres Volumens als auch ihrer finanziellen Bedeutung vermeiden will, während sie darum kämpft, ihre Käuferbasis zu erweitern, dann könnte die einzige nachhaltige Strategie zur Förderung eines lebenslangen Engagements der nächsten Käufergeneration darin bestehen, Kunst 'sammelbarer' zu machen – zu unterschiedlichen Preisen und für verschiedene Lebensphasen.“ Das klingt wie der Ruf nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, um möglichst Viele zu erreichen. Aber ist es wirklich erstrebenswert, Museen mit Monumentalversionen des Merchandising-Nippes aus dem Museumsshop zu füllen?

Aus der Pressemitteilung, mit der das MoMA in New York seine Zusammenarbeit mit dem Spielzeugkonzern Mattel (u.a. Barbie) bekanntgibt, lässt sich lernen, dass das Museum mit Jesse Goldberg soagr über einen Chief Retail Officer verfügt, die die Erweiterung des Merchandise-Angebots mit höheren Zielen erklärt: „Durch die Zusammenarbeit mit Mattel Creations laden wir eine neue Generation von Besuchern ein, die Sammlung des Museums auf eine Weise zu erleben, die zeitgenössische Kunst mit kreativem Spiel und innovativem Design verbindet und es ihnen ermöglicht, auf neue und interaktive Weise mit den Kunstwerken der Sammlung in Kontakt zu treten.“

Den Markt für Werke der TV-Legende Bob Ross testet Bonham's, das in nächster Zeit ganze 30 Werke des Malers im Auftrag und zugunsten des Öffentlichen Rundfunks versteigert, dem Donald Trump die Finanzierung entzogen hatte, meldet Karen K. Ho bei Artnews.