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Die inoffizielle After Party der Art Basel auf Hydra hat Jonathan Guggenberger für die FAZ vom 29. Juni besucht: „Was die Sales Manager von der Schweizer Kunstmesse auf die griechische Insel lockt: „Verkaufsprojekte, die wir letzte Woche in Basel gestartet haben, bringen wir auf Hydra zum Abschluss“, sagt die Galeristin Julia Gardener. Und warum gerade auf Hydra? Da sei die Stimmung besonders locker, die Käufer großzügiger – und vielleicht auch etwas unachtsamer. Vor allem aber komme man schnell mit allen in Kontakt. Und das stimmt.“
Noch einen weiten Weg scheint die CAN Art Fair auf Ibiza vor sich zu haben, lässt sich aus dem Bericht von Alexandra Wach für die FAZ schließen: „Während der Vorbesichtigung konnte man zuweilen den Eindruck gewinnen, dass die lässig gekleideten Besucher – viele in Begleitung ihres Hundes – eher die Nähe des für Partystimmung sorgenden DJs suchten, als den nächsten Galerienstand anzusteuern. Das sollte aber nicht über den Anspruch der Messe hinwegtäuschen, ernsthafte Sammler anzusprechen, selbst wenn etabliertere Aussteller wie die Galleria Continua aus Italien oder Xippas aus Frankreich dieses Mal nicht zurückgekehrt sind und eine internationale Großgalerie wie Hauser & Wirth, die eine Dependance auf Menorca unterhält, auf Ibiza fehlt. Verantwortlich dafür könnte sein, dass wohlhabende Familien, die sich hier in ihren Zweitwohnsitz zurückziehen, die wichtigste Zielgruppe der Messe bleiben und nicht global erfahrene Kenner. Dekorative Textilarbeiten, Keramiken, Designobjekte und figurative Malerei dominieren das Angebot.“
Den Umzug der Wiener Ausgabe der Paper Positions vom Kursalon Hübner am Stadtpark in das Semper Depot der Kunstakademie meldet Werner Remm bei Artmagazine.
Keine Katastrophe gilt jetzt schon als Erfolg. Stephanie Dieckvoss berichtet von den Londoner Abendauktionen im Handelsblatt: „Christie’s streicht schon zum zweiten Mal die Abendauktion. Eine Tagesauktion am 26. Juni bringt 97 Lose zum Aufruf; keines wird über eine Million geschätzt. Phillips ruft am selben Tag 130 Arbeiten zu einer Gesamtschätzung von nur zehn bis 15 Millionen Pfund auf. Nur Sotheby’s machte eine Ausnahme und stellte eine Abend- und mehrere Tagesauktionen auf die Beine. Mit Erfolg: um die 230 Lose brachten 75,7 Millionen Pfund ein. Die Abendauktion setzte respektable 83 Prozent der 48 Lose mit einem Erlös von 62,4 Millionen Pfund um.“ In der FAZ freut sich Anne Reimers: „Die Strategie, als einziges Auktionsunternehmen an einer Abendauktion mit hochpreisigen Blue-Chip-Losen im Sommer in London festzuhalten, erwies sich für Sotheby’s als erfolgreich. Insgesamt 62,4 Millionen Pfund wurden umgesetzt, 40 der 48 Lose im Angebot vermittelt, ein Drittel davon über ihren oberen Schätzpreisen. Für 19 Lose waren vorab schon unwiderrufliche Gebote abgegeben worden.“ Nur ein Haus veranstaltet eine Abendauktion, die einen mittleren zweistelligen Millionenumsatz gerade an der unteren Schätzpreissumme einfährt, wobei die Hälfte der Verkäufe bereits vorab eingetütet war. Wenn das mal kein Erfolg ist!
Als Pionier beim Online-Bieten auf Kunstauktionen präsentiert das Portrait des Thürimger Auktionshauses Wendl von Christiane Fricke für das Handelsblatt: „Als Wendl 2010 das Live-Bieten im Internet über das Portal Lot-tissimo möglich machte, war das eine Pionierleistung. Sotheby’s 1999/2000 begonnene, aber kurzlebige Partnerschaft mit Amazon war seit 2001 Geschichte. Im selben Jahr erprobten die beiden Auktionshäuser Nagel und Bergmann portalunabhängiges Live-Bieten. 2006 war in London die Plattform The Saleroom mit Live-Bieten an den Start gegangen. Eine Technologie, die über eine Partnerschaft auf Lot-tissimo seit 2010 für Deutschland genutzt werden konnte. […] Mittlerweile kommen annähernd 20 Prozent der erfolgreichen Käufer aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland. Ihr Anteil war in den Neunzigerjahren, vor Einführung des ersten Onlinekatalogs (2001) und der Onlineabgabe schriftlicher Gebote (2002), verschwindend gering.“
Über die Gründung einer neuen Beratungsfirma durch Brett Gorvy, Philip Hoffman, Ed Dolman, Patti Wong und Alex Dolman berichtet Anny Shaw im Art Newspaper: „Im Gegensatz zu herkömmlichen Kunstberatungen plant das neue Konsortium - New Perspectives Art Partners - die Zusammenarbeit mit den Kunden auf einer Fall-zu-Fall-Basis. Wir bieten einen 'White Glove'-Service an, der sich mit jedem Aspekt der besonderen Bedürfnisse eines Kunden befasst", sagt Gorvy. Das kann den Kauf und Verkauf von Kunst umfassen - sei es bei einer Auktion, über Galerien oder privat -, die Verwaltung von Nachlässen sowie die Finanzierung und Versicherung einer Sammlung. Der Ansatz der Gruppe ist marktumfassend und nicht auf ihre eigenen bestehenden Beratungsfirmen und Galerien beschränkt.“
Italien senkt die Mehrwertsteuer auf Kunst deutlich auf 5 Prozent, meldet Werner Remm bei Artmagazine: „Mit 22% gehörte der Mehrwertsteuersatz der in Italien beim Kauf eines Kunstwerks fällig wird jahrelang zu den höchsten innerhalb der EU. Genauso wie die Galerien in Deutschland, die mit Jahresanfang eine Senkung von 19 auf sieben Prozent erreichen konnten, hatten auch die Galerien in Italien jahrelang für die Senkung gekämpft. Der hohe Steuersatz war umso unangenehmer, da Künstler:innen ihre Atelierverkäufe nur mit 10% besteuern durften.“ Den Begleitjubel aus der italienischen Politik sieht Ursula Scheer in der FAZ jedoch kritisch: „Das klingt, als wäre Italien eine Kunsthandelsweltmacht. Tatsächlich wird in dem an Kulturgütern überreichen Belpaese, das mit der Biennale di Firenze etwa eine internationale Messe für Alte Kunst zu bieten hat, dem 'Art Basel & UBS Art Market Report' zufolge weniger als ein Prozent des globalen Umsatzes mit Kunst gemacht.“ In Österreich sei die ursprünglich angekündigte Senkung jedoch vom Tisch und die Not groß, schreibt Olga Kronsteiner im Standard: „'Die wirtschaftlichen Folgen sind absehbar', warnt der österreichische Galerienverband in einer Aussendung, denn 'Verkäufe an italienische Sammlerinnen und Sammler werden künftig direkt nach Italien fakturiert, mit fünf Prozent Mehrwertsteuer, die nicht mehr in Österreich, sondern über das EU-weite OSS-Verfahren abgeführt wird'. Gleiches gilt für Verkäufe nach Deutschland und Frankreich. Dies bedeute 'nicht nur Umsatzverluste für österreichische Galerien' und Kunstschaffende, 'sondern auch Mindereinnahmen für den Staat – und einen kulturellen Aderlass', prognostiziert der Galerienverband.“
Kreative Lösung oder Sündenfall? Die staatliche Institution Hamburger Bahnhof in Berlin lässt sich die Ausstellung „Chanel Commission: Klára Hosnedlová. Embrace“ von einer Luxusmarke sponsern. In der WeLT erörtert Felicia Okçu das Für und Wider: „Der Hamburger Bahnhof kooperiert mit dem Chanel Culture Fund – prominent vermarktet im Ausstellungstitel „Chanel Commission: Klára Hosnedlová. Embrace“. Ungewöhnlich für ein öffentliches Haus in Deutschland, seinem Sponsor derartige Sichtbarkeit zu gewähren. Tatsächlich beginnt die Partnerschaft zu einer Zeit, in der die Berliner Kulturpolitik vor allem von einem Begriff geprägt ist: Kürzungen. Für das Jahr 2025 wurde der Kulturetat Berlins bereits um 130 Millionen Euro reduziert, laut der zuständigen Senatsverwaltung sollen 2026 weitere 15 Millionen gestrichen werden – woraufhin der Senator seinen Dienst quittierte. Aber auch staatliche Museen geraten unter Druck. Obwohl der Hamburger Bahnhof als Haus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) gemeinschaftlich vom Bund und allen 16 Bundesländern finanziert wird, ist das Museum für zeitgenössische Kunst mittelbar von den Berliner Kürzungen Berlin betroffen. So wurde etwa der kostenfreie Museumssonntag, eine wichtige Maßnahme zur Öffnung der Museen für ein breites Publikum, gestrichen. Gleichzeitig fehlt es trotz eines kürzlich erhöhten Etats des Bundes für die SPK an Mitteln, um Ausstellungen in gewohntem Umfang zu realisieren.“
Der eine Sammler ist mit seiner Sammlung zu Gast beim anderen. Timo Miettinen aus Berlin gibt in der Sammlung Philara von Gil Bronner ein Gastspiel, das Christiane Fricke für das Handelsblatt besucht hat: „Die Kunst sei für ihn „eine große Entdeckungsreise“. Er wolle möglichst viel sehen und kennenlernen. So versucht der finnische Sammler Timo Miettinen zu erklären, warum seine Sammlung derart viele divergente künstlerische Stimmen vereinigt. Schauplatz ist die private Kunsthalle „Sammlung Philara“ in Düsseldorf, wo bis Ende September die Highlights der Miettinen Collection ausgebreitet sind. Von der geometrischen Konkreten Kunst über poetische Auseinandersetzungen mit Natur bis zu Blumenstücken und Figurenbildern reicht das Spektrum.“
Die Kollektion888 des Hamburger Sammlerpaars Julia und Oliver Herrmann möchte nicht nur Kunst zusammentragen, sondern auch deren Entstehen fördern, berichtet Johannes Wendland im Handelsblatt: „Das Sammlerpaar sucht nach Kunst, die sich nicht in Selbstbeschäftigung verliert, sondern Anschluss an aktuelle gesellschaftliche Fragen sucht. Das entspricht auch dem sozialen Engagement von Julia Herrmann, die in Hamburg eine der Gesellschafterinnen des Projekts 'Arztmobil' ist. Es organisiert ärztliche Versorgung für obdachlose Menschen. Die Herrmanns möchten nicht nur sammeln, sondern auch die Entstehung und Verbreitung von Kunst aktiv fördern.“
Die Insolvenz des Porzellanhändlers Röbbig München meldet Ursula Scheer in der FAZ eine Woche nach der WELTKUNST, ohne deren Rechercheleistung zu erwähnen. Sie verwendet sogar dasselbe Bild, allerdings mit einer falschen Zuordnung. Das unter Creative Commons-Lizenz stehende Foto zeigt einen Messestand der Galerie, nicht die Galerieräume.