Kobels
Kunstwoche
Kommentierte Presseschau zum
Kunstmarkt
von Stefan Kobel. Jede Woche neu.

Kommentierte Presseschau zum Kunstmarkt von Stefan Kobel. Jede Woche neu. Newsletter abonnieren
Optionale Cookies erlauben?
Neben technisch notwendigen Cookies möchten wir Analyse-Cookies nutzen, um unsere Zielgruppe besser zu verstehen. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit widerrufen.
Kommentierte Presseschau zum
Kunstmarkt
von Stefan Kobel. Jede Woche neu.
Kommentierte Presseschau zum Kunstmarkt von Stefan Kobel. Jede Woche neu. Newsletter abonnieren
Die Sommer.Frische.Kunst in Bad Gastein feiert ihr 15-jähriges Bestehen, dieses Mal mit einem Miniaturableger der Kunstmesse Positions. Laura Ewert war für Monopol dort und ist angetan von dem etwas skurrilen Event: „Man muss sich die Sommer.Frische.Kunst wie eine Klassenfahrt vorstellen. Es treffen sich dort lauter lustige Leute, die sich erst einmal in Künstlerin, Verkaufende und Konsumentin aufteilen. Man geht mit ihnen spazieren, schwimmen, brunchen, trinken und Kunst gucken. Man kommt ins Gespräch über Kommanditgesellschaften, Reinigungsfirmen, LSD, Wiener Modedesigner und Münchner Lederhosen.“ Für Artmagazine bespricht Werner Remm vor allem die Messe: „Die Atmosphäre der art:badgastein ist angesichts des Flairs der Berge und des Orts ausgesprochen entspannt - keine Spur von der üblichen Hektik der großen Kunstmessen. Das Eröffnungswochenende war ausgesprochen gut besucht und es konnten einige erste Verkäufe verzeichnet werden.“
Die Stage Bregenz setzt hingegen bereits nach zwei Ausgaben aus, meldet Werner Remm bei Artmagazine: „Um sowohl die eigenen Qualitätsmaßstäbe zu erfüllen und das Konzept der Messe auf eine breitere Basis zu stellen, hat Renger van den Heuvel nun angekündigt, dass die STAGE Bregenz im Jahr 2026 pausieren wird, um mehr Zeit für die Umsetzung der Pläne zu haben. Der Neustart der Kunstmesse ist für das Frühjahr 2027 angesetzt.“
Die Art Basel scheint überraschenderweise doch nicht so gut gelaufen zu sein. Zumindest nicht für die Big Five, deren veröffentlichte Verkaufszahlen Harrison Jacobs und Angelica Villa für Artnews mit denen der Vorjahre verglichen haben: „Trotzdem hat eine Analyse von bei fünf Top-Galerien – Hauser & Wirth, Pace, Thaddaeus Ropac, White Cube und David Zwirner – gezeigt, dass ihre öffentlich gemeldeten Verkäufe auf der diesjährigen Art Basel um mehr als 35 Prozent niedriger waren als 2024, etwa 8 Prozent unter denen von 2023 und knapp über 20 Prozent unter denen von 2022. [...] Trotzdem geht der allgemeine Trend weiter runter. Und es hat sich noch ein anderes Muster gezeigt: Die Zahl der verkauften Künstler steigt stetig, um diese Gesamtzahlen zu erreichen. Im Jahr 2022 gaben diese fünf Galerien an, Werke von 109 Künstlern verkauft zu haben, 2023 waren es 113, 2024 149 und in diesem Jahr 157. (Pace widersetzte sich interessanterweise diesem Trend – die Zahl der Künstler sank von 39 im Jahr 2022 auf 28 im Jahr 2025.)“
Bei den insgesamt enttäuschenden Londoner Sommerauktionen hat Eva Komarek für die Presse vom 6. Juli einen positiven Trend ausgemacht: „Interessant an den aktuellen Auktionen ist der Umstand, dass Werke von Künstlerinnen deutlich besser performten als jene der männlichen Kollegen. So waren 13,5 Prozent der Lose bei Sotheby's von Frauen, doch sie erzielten rund 30 Prozent des Umsatzes. So erzielte Jenny Saville, seit Jahren im Zentrum der Debatte um weibliche Körperbilder, mit ihrer großformatigen Zeichnung,Mirror“ 2,1 Millionen Pfund und damit einen Rekord für ein Werk auf Papier von ihr.“
Unter bestimmten Vorzeichen lassen sich Alte Meister doch gut verkaufen, hat Stephanie Dieckvoss für das Handelsblatt in London beobachtet: „Das insgesamt gute Ergebnis dieser Abendauktion, bei der 34 der 39 Lose mit einem Gesamtumsatz von 55,3 Millionen Pfund verkauft wurden, gibt Anlass zu Optimismus. Denn es handelte sich hier um die höchste Umsatzquote in dieser Sparte seit 2012. Gebote kamen vor allem aus Europa und den USA, auf einige wenige Lose boten auch Sammler aus Asien und dem Mittleren Osten. […] Insgesamt boten beide Auktionshäuser in dieser Woche ausgesuchte, marktfrische Objekte zu realistischen Schätzungen. Das zeigt: Wenn es gute Angebote gibt, dann stimmt auch der Absatz, wobei es der Sammlerschaft offenbar zunehmend weniger um bestimmte Perioden, Malschulen oder auch Themen geht, sondern um die Qualität einzelner Werke.“ Damit habe sich jetzt eine Strategie ausgezahlt, die die Auktionshäuser bereits seit einiger Zeit fahren, analysiert George Nelson für Artnews: „Um relevant zu bleiben, versucht der Handel mit alten Meistern, jüngere Käufer anzulocken, um der schrumpfenden Sammlerbasis entgegenzuwirken, die in der Regel aus wohlhabenden, älteren Männern besteht. Keine leichte Aufgabe, aber durch die Förderung von kategorieübergreifenden Käufen und das Angebot seltener, einzigartiger Werke, die durch spannende Geschichten untermauert werden, verzeichnen die führenden Auktionshäuser in einem schwierigen Markt einige Erfolge. Diese Woche haben Christie's, Sotheby's und Bonhams diese Strategien bei ihren Auktionen alter Meister in London umgesetzt.“
Das erstmals im Sommer stattfindende Münchener Galeriewochenende Open Art hat Brita Sachs für die FAZ besucht: „Das Gallery Weekend bestätigt wieder mal, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Vor ein paar Jahren seilten sich einige der führenden Münchner Galerien vom alten Verein ab, um aufs neue Modell Various Others umzusatteln, das durch Kooperation mit internationalen Kollegen auf breitere Außenwirkung abzielt. Das trieb die Open-Art-Veranstalter zu Auffrischungsmaßnahmen des alten Konzepts an, sie ergaben die genannten Neuerungen. Ob die Spaltung in zwei Plattformen kommerziell Sinn ergibt, dürfte sich nur anhand präziser Untersuchungen zu Besucherstruktur und Kaufverhalten feststellen lassen. Dem Publikum spendiert sie jedenfalls gleich zwei mit Kunst und mehr angefüllte Wochenenden.“ Vielleicht braucht es nicht unbedingt eine Masterarbeit – den Galerien könnte ein Blick auf den Kontostand zu Beurteilung des Erfolgs genügen.
Tim Blum (ehemals Blum & Poe) beendet seinen Galeriebetrieb in Los Angeles und Tokio. Daniel Cassady hat mit ihm für Artnews über die Gründe gesprochen: „Blum meinte, dass die Entscheidung weder wegen finanzieller Probleme noch wegen einer Midlife-Crisis gefallen sei, sondern wegen Burnout. „'Es geht hier nicht um den Markt', sagte er. 'Es geht um das System.' Er meinte damit die ganze Struktur des heutigen Galeriealltags: das immer größer werdende Netz aus Messen, Vernissagen, Verpflichtungen und Erwartungen, das seiner Meinung nach von Jahr zu Jahr anspruchsvoller geworden ist. 'Es funktioniert nicht. Und es hat nie funktioniert', sagte er. 'Auch wenn es so aussah.'“
Das Institut für Museumsforschung, Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat die wirtschaftlichen Effekte von Museen in einer Studie untersucht. Und siehe da: Sie sind gar keine Subventionsgräber, erklärt Patricia Rahemipour im Interview mit Radioeins: „Demnach sind Museen wichtige wirtschaftliche Standortfaktoren. Jeder vom Staat investierte Euro ermöglicht eine Wertschöpfung von 1,70 Euro. Zusätzlich entstehen weitere 2,40 Euro an Wertschöpfung durch touristische Ausgaben.“
Neues zur Causa Klimt hat Olga Kronsteiner für den Standard zusammengetragen: „Recherchen des Wochenmagazins Heti Világgazdaság (HVG) und des STANDARD förderten zuletzt aber Ungereimtheiten bei der Ausfuhr des Gemäldes nach Österreich zutage. Auf HVG-Anfrage hatte die ungarische Denkmalbehörde Mitte Mai die Existenz einer Exportbewilligung verneint. Laut dem österreichischen Bundesdenkmalamt und den Wiener Kunsthändlern lag eine solche jedoch vor: für das Werk eines unbekannten Künstlers und ohne jedwede Wertangabe oder Datierung. Damit dürfte der Antragsteller die strengen Vorschriften Ungarns umgangen haben.“